Internationales Seminar 2020: Soziale Arbeit in Zeiten von Pandemien

Seit über zehn Jahren organisieren die sozialwissenschaftlichen Fachbereiche der Zuyd University of Apllied Sciences (Maastricht), der Université du Luxembourg und der Hochschule Koblenz ein internationales Seminar, welches in diesem Jahr am 2.und 3. November ferderführend von den niederländischen Kolleginnen Maja Rojak und Samira Loauli sowie von Claude Haas und Thomas Marthaler (L) und Günter J. Friesenhahn (KO) im virtuellen Format organisiert wurde. 30 Studierende und Lehrende nutzten die Gelegenheit, anhand von kurzen Vorträgen, Präsentationen und Diskussionen das Thema "Social Work in times of pandemics" vergleichend zu bearbeiten. Dabei kamen bespielhaft offene Jugendarbeit, stationäre Jugendhilfe, Obdachlosigkeit und die Anforderungen durch „Home-Schooling“ besonders in den Blick.

Darüber hinaus wurde aber auch die Transformationen der Gesellschaft und der Sozialen Arbeit in Corona Times thematisiert. Übereinstimmend wurde festgestellt, dass sich professionelle Rollenbilder verändern und Aufgabenvervielfältigungen stattfinden. Unterrichten können offenbar nicht mehr nur Lehrer*innen, sondern auch, was bislang als nicht hinnehmbar galt, Sozialarbeiter*innen und Eltern. Neue Lösungen bringen neue Probleme und Ambivalenzen bei der Re-Organisation des täglichen Lebens hervor.

Hygieneauflagen und Kontakteinschränkungen vs. Kinder- und Jugendschutz; häusliche Isolation vs. aktive Teilhabe am Alltag bergen Exklusionsrisiken insbesondere für Menschen, die ohnehin schon marginalisiert und existenziell bedroht sind.  Eine Studierende aus Luxembourg brachte die neue Unsicherheit auf den Punkt: „Heute sind Dinge erlaubt, die man früher nicht für möglich gehalten hätte“. Plötzlich ist das bis dahin strikte Verbot, den Notausgang in einem Maison Relais (Tageseinrichtung für Jugendliche), zu nutzen nicht mehr gültig, sondern man muss diesen Ausgang  benutzen, um Abstandsregeln auf den Laufwegen in der Einrichtung einhalten zu können. Der Umgang mit und die Vermittlung von neuen mit z. T. Sanktionen belegten Regeln verlangt von allen Beteiligten ein Umdenken. Die dynamische Situation in der Pandemie steht der gewünschten Planungssicherheit gegenüber.

Eingeräumt werden musste, dass einige Einrichtungen der Sozialen Arbeit ihren Mitarbeiter*innen kaum ausreichend Maßnahmen oder Schutzausrüstung zur persönlichen Sicherheit zur Verfügung stellen konnten. Der Slogan „Soziale Arbeit und Pflegeberufe sind systemrelevant“ wurde von den angehenden Sozialarbeiter*innen eher kritisch gesehen, solange sich dies nicht auch in einer entsprechenden Bezahlung niederschlägt.

Die zunehmende Digitalisierung (z. B. Online-Beratung, Video-Konferenzen ) bringt aber auch positive Effekte für einige Klient*innen bzw. Nutzer*innen-Gruppen der Sozialen Arbeit – sofern diese dann über ein entsprechendes Endgerät verfügen. So können auch neue Perspektiven für die Weiterentwicklung  der Sozialen Arbeit  entstehen und weitergeführt werden.

Die Fortsetzung des Seminars für 2021 ist schon vereinbart. Natürlich hoffen alle, dass das dann wieder in Präsenzform möglich sein wird.