Erfahrungsbericht Patrick Herrmann

Was bedeutet es ein Auslandsstudium in ประเทศไทย zu machen?

Für die aller meisten bedeutet das, dass man mehr Zeit zum Reisen zur Verfügung hat, als Geld da ist. Der Stundenplan scheint in der Regel relativ leer zu sein, was dazu führt, dass der gewöhnliche Austauschstudent sich bereits freitags auf die Reise durch Thailand und Südostasien gemacht hat. Oder er bleibt der Uni einfach eine Woche fern. Zwar kommt man hier im Vergleich zu europäischen Preisen, relativ günstig rum. Aber auch, das auf den ersten Blick günstige Reisen, macht sich dann ziemlich schnell im Geldbeutel bemerkbar. Daher sollte man für einen Aufenthalt hier, wie für alle anderen Auslandsaufenthalte auch, ein höheres Budget einplanen als man es in Deutschland benötigt und sich frühzeitig um Zuschüsse kümmern.

Dafür kann man hier aber auch mit vertretbarem Aufwand sehr viel sehen und vor allem, eine Vielzahl ganz anderer Kulturen kennen lernen. Thailand hat vielleicht nicht die höchsten Berge (Doi Inthanon, 2 565m) in Asien, aber es gibt dennoch viel zu sehen. Von alten Tempelanlagen, über Terrassen von Reisfeldern, dem Gewusel der Großstädte, zahlreiche Nationalparks, Trekkingrouten und natürlich last but not least die paradiesische Inselwelt mit ihren geheimen Buchten und Sandsträngen, welche bereits unzählige Male eine Kulisse für bekannte Filmproduktionen bot (z.B. die Bucht aus „The Beach“ auf Ko Phi Phi Leh, oder der „James-Bond-Felsen“ auf Khao Phing Kan).

Für viele die wie ich, noch nie in ihrem Leben Europa verlassen haben, stellt das Wetter/Klima in Thailand ein spannendes Thema dar. Der Oktober gehört weitgehend noch zur „Regenperiode“. Allerdings kann die Regenperiode auch bereits im September geendet haben oder auch über den Oktober hinaus noch andauern. Das Klima ist sehr geprägt vom Monsun und kann örtlich auch starke Unterschiede aufweisen. Nichts desto trotz sollte man sich für Reisen nach Thailand nicht unbedingt hiervon abhalten lassen. Zwar gab es aufgrund der Regenmengen auch Überschwemmungen in meinen ersten 4 Wochen hier in Thailand. Aber die Dauer eines Regenschauers ist eher kurz und überhaupt habe ich in 4 Wochen höchstens 6 Regenschauer erlebt. Dafür ist der Himmel öfter mal bedeckt und die Temperaturen sind noch moderat. Wärmer wird es gegen März und der April ist gemeinhin der heißeste Monat. Dies stellt dann der Höhepunkt der Trockenperiode dar.

Was den Alltag angeht, so ist man in Thailand wirklich sehr gut aufgehoben. Selbst gekocht wird nie. Gegessen wird in sogenannten Food Courts (das sind „Fressmeilen“ in Einkaufszentren), in einer der zahlreichen Cafeterien auf dem Campus oder auf Straßenmärkten. Im Normalfall wird zweimal „warm“ gegessen, Lunch und Dinner. Ein Frühstück im kontinental europäischen Sinne, kennen die Thais nicht. Wer allerdings nicht darauf verzichten kann, findet auch hier Möglichkeiten. So kann man sich in den großen Einkaufszentren auch mit westlichem Brot eindecken und erhält allerhand Importartikel wie Marmelade, Wurst, etc. Müsli ist auch eine gute Alternative, oder Joghurt mit Obst – das Obst gibt es ebenfalls günstig an der Straße. Ansonsten ist das Essen hier eigentlich sehr gut verträglich und der Schärfegrad hält sich meist auch in Grenzen. Die bebilderten Speisekarten oder Aushänge an den einzelnen Ständen, ermöglichen es dann auch dem nicht alphabetisierten Farang (thailändischer Begriff für weiße Ausländer), das Bestellen seines Gerichtes. Am Rangsit-Campus der Thammasat University gibt es zweimal in der Woche einen Night Market - für Liebhaber der lokalen Küche, das Paradies auf Erden. Neben zahlreichen Gerichten und Getränken, die jeweils an einzelnen Ständen angeboten werden, findet man aber auch auf der anderen Straßenseite die Möglichkeit Kleidung zu kaufen.

Auch was der Umgang mit den Menschen angeht, muss man sich auf keinen großen Kulturschock einstellen. Die Thais sind wirklich sehr freundlich. Leider ist die Kommunikation oftmals schwierig, da der größte Teil der Bevölkerung außerhalb der Universität, kein Englisch spricht. Man sollte versuchen die wichtigsten Vokabeln seines Gastgeberlandes zu lernen, auch wenn Thai keine einfache Sprache ist. Generell pflegen die Thais einen sehr respektvollen Umgang miteinander, was sich beispielsweise im sogenannten „Wai“ wiederspiegelt. Der Wai ist ein Gruß, der durch eine Geste signalisiert wird. Entsprechend der sozialen Stellung des Gegenübers wird der Wai vom Tiefergestellten durchgeführt. Dabei werden die Hände vor dem Kinn, der Nase oder der Stirn (abhängig von der Stellung des Gegenübers) zusammengeführt und der Oberkörper leicht gebeugt. Mönche zum Beispiel haben eine sehr hohe soziale Stellung und der thailändische König genießt höchste Verehrung. Ihn zu beleidigen sollte nur der tun, der einen thailändischen Knast von innen sehen will. Des Weiteren gelten die Füße als schmutzig und daher sollte vermieden werden mit den Füßen auf etwas oder gar jemanden zu zeigen. Die Fußsohlen gehören auf den Boden und sollten nicht auf Gegenstände oder Möbel gestellt werden. An der Universität ist ein Dresscode üblich. Die undergraduate Students tragen eine vorgeschriebene Uniform, wie man sie aus dem Fernsehen kennt. Masterstudenten müssen diese nicht tragen. Allerdings müssen ordentliche Kleider getragen werden, wenn offizielle Stellen der Universität wie zum Beispiel das International Office besucht werden oder man ein Treffen mit seinem Betreuer hat. Wer dann seine Wechselkleidung nicht dabei hat, der steht dann auch mal im Hemd im Betonlabor (siehe Foto).

Zum Schluss soll vielleicht noch etwas über die politische Lage in Thailand gesagt werden, für all diejenigen die die Weltpolitik verfolgen. Weder am Erawan-Schrein, an welchem eine der beiden Bomben im August 2015 detonierte (siehe letztes Foto), noch im restlichen Teil Bangkoks oder Thailands, macht sich etwas von der politischen Lage im Land bemerkbar. Nach einem erneuten Militärputsch 2014 hat der General Prayut Chan-o-cha die Regierungsgewalt inne. Immer noch anhaltende Konflikte gibt es in der Grenzregion zu Kambodscha, wo vor allem um die Tempelanlage Prasat Preah Vihear gerungen wird. Weitere Grenzgebiete, wie beispielsweise im Süden Thailands zu Malaysia, gelten ebenso als Problemregionen. Von einer Reise in die genannten Gebiete wird streng abgeraten. Das Auswärtige Amt kann hierüber und über weitere Konfliktgebiete aber eine gute Auskunft geben.

 

Über den Autor: Patrick Herrmann, 26; studierte Internationales Bauingenieurwesen an der HS Mainz, zwei Auslandssemester in Dundee, Schottland; studiert jetzt Bauingenieurwesen an der HS Koblenz, zurzeit im letzten Semester zur Masterarbeit am Sirindhorn International Institute of Technology (SIIT), Thailand