Erfahrungsbericht Michael Bourger

1. Motivation bzw. Entscheidung für das Zielland
Ein Auslandssemester zu absolvieren war seit Beginn meines Studiums mein Ziel. Klar war auch für mich, dass es nach Spanien gehen sollte, somit habe ich knapp zwei Jahre vorher bereits angefangen aus Eigeninitiative Spanisch zu lernen (Bücher, Internet, Sprachkurs). Wo genau die Reise hingehen sollte war noch nicht so wichtig. Letzten Endes bin ich nach San-Sebastian gegangen, da dort eine Partnerhochschule meines Fachbereiches Bauwesen vorhanden ist. Worum es mir in erster Linie in dem Auslandssemester ging war mir auch klar: Das erlernen einer neuen Sprache und die Erfahrung in einem fremden Land zurecht zu kommen, neue Kulturen und Menschen treffen. Dabei nehme ich es gerne in Kauf später in Semester an meinen normalen Studienverlaufsplan dran zu hängen um das Semester in vollen Zügen zu genießen und auszunutzen. Des weiteren bietet es die Möglichkeit sich aus dem Alltag zu befreien, etwas Abstand zu gewinnen und wieder etwas Schwung und Motivation ins Leben zu bringen. Jeder der ein Auslandssemester machen möchte sollte sich klar sein, warum er es machen möchte, also immer sein Ziel vor Augen haben und sich seiner Sache sicher sein (dazu bietet sich hervorragend der Schnelltest auf der Seite des International Office an). Wenn man Zweifel hat, ob man es wirklich will, sollte man es lieber lassen. Wichtig sind auch Freunde und Familie die einen jeder Zeit bei Entscheidungen und Organisation unterstützen, da dies durch aus stressig sein kann. Im ganzen stehen ich nach wie vor 100% hinter meinen Entscheidung und bin froh, dass ich mich für das Semester entschlossen habe und kann es jedem nur empfehlen.

2. Organisation des Auslandsaufenthaltes
Die Organisation des Auslandsaufenthalt habe ich mit Hilfe des International Office an unsere Hochschule durchgeführt. Man bekommt stets Unterstützung und nützliche Informationen die man benötigt. Des weiteren haben sie im Internet einen „Zeitfahrplan“ hinterlegt, mit dem man immer im Blick hat worum man sich gerade kümmern sollte.

2.1 Finanzierung und Kosten
Die Aufstellung der Kosten und mögliche Finanzierung sollte man mit dem International Office besprechen, dort bekommt man gesagt welche Möglichkeiten es zu Finanzierung gibt. Neben dem Erasmus+ Stipendium gibt es noch weiter Stipendien um die man sich bewerben kann und welche durchaus realistisch sind zu erhalten wenn man sich bemüht. Ich erhielt nur das Erasmus Stipendium, was durchaus akzeptable ist und den genauen Wert kann man im Vorfeld herausfinden (dieser wird durch das Land der Gasthochschule bestimmt). Da man sich im Normalfall schon einige Zeit vorher entschlossen hat ein Auslandssemester zu machen, sollte man die Zeit nutzen um ggf. durch Nebenjobs etwas Geld zu verdienen, da man den Auslandsaufenthalt schließlich ausnutzen möchte ohne auf jeden Euro zu schauen Kostenüberschläge lassen sich im Internet finden. Dieser wurde zum Beispiel auf der Internetseite meiner Gasthochschule zur Verfügung gestellt. Die Kosten der Studiengebühren entfallen, wenn es sich um eine Partnerhochschule handelt (die Studiengebühren in der eigenen Hochschule müssen bezahlt werden). Auf die Mietkosten hat man etwas Einfluss, da es je nach Unterkunftsart und Lage variiert. Daher sollte man sich im Vorfeld überlegen, wie viel man für die Miete zahlen möchte, wie die generelle Preislage etwa ist und welche Ansprüche man hat. Da man in einem fremden Land ist bietet es sich natürlich an zu Reisen um möglichst viel zu sehen und zu erleben, dafür sollte man auch etwas Geld einplanen. Des weiteren sollte man sich Gedanken machen wie man sein Geld schließlich im Ausland abwickeln kann. Eine Kredit/Visa-Card und Online Banking haben für mich gereicht.

Cost of living
Average monthly expenses (in Euros)
Accommodation 250-400 Euros  
Food 250-300 Euros
Transport 35 Euros
Academic material 15 Euros
Pocket Money 100 Euros
TOTAL/MONTH 635-850 Euros

2.2 Akademische Fragen und Anerkennung der Leistungen
Ein wichtiger Punkt ist natürlich das Erstellen des Learning-Agreements, damit die erbrachten Leistungen im Ausland auch anerkannt werden. Zu empfehlen ist es, sich die Wahlpflichtfächer für das Auslandssemester offen zu halten, da man dort relativ frei in der Wahl der zu belegenden Fächer ist. Für alle anderen Fächer gibt es immer von beiden Seiten der Hochschulen teaching guides welche man mit einem entsprechenden Dozenten abgleicht. Anschließend geht man zu seinem Koordinator um dieses unterschreiben zu lassen. Ich empfehle immer nachzufragen wenn man sich unsicher ist, im Normalfall wird einem immer weiter geholfen. Außerdem sollte man sich früh um die Unterschrift der Gasthochschule kümmern, da das Learning-Agreement an eine Frist gebunden ist. Ich hatte nämlich das Problem, dass meine Gasthochschule viel Zeit brauchte, um mir eine korrekte Unterschrift zurück zuschicken. Also früh anfangen und immer wieder nachfragen! Wenn dies geschehen ist muss man nur noch die geforderten Dokumente und Sachen nachhalten.

2.3 Bewerbung an der Gasthochschule
Als erstes bin ich zu meinem Fachbereich gegangen, da dieser die Plätze für das Erasmus Studium vergibt. Damit hatte ich keine Probleme, da es nur zwei Bewerber auf drei Plätze gab. Danach gilt es alle Dokumente für das Erasmus Studium auszufüllen und einzureichen, was etwas Arbeit und Zeit in Anspruch nimmt. Folglich muss man nur noch wie bereits beschrieben das Learning-Agreement einreichen und unterschreiben lass von beiden Seiten, was quasi die Bewerbungsbestätigung der Gasthochschule ist.

2.4 Unterkunft
Das Finden einer Unterkunft hat sich als schwerer als erwartet herausgestellt. Auf der Homepage schreibt die Gasthochschule, dass man sich für wenige Tage in Hostel oder ähnliches reservieren soll und man dann schnell durch ihre Hilfe eine Wohnung findet. Dies ist jedoch nicht so einfach, da man für eine WG erst mal weitere Studenten finden muss, um zusammen eine Wohnung zu mieten. Ich bin ca. drei Wochen vor Semesterbeginn angereist, wodurch noch sehr viele freie Wohnung zu Verfügung standen. Aber mit Hilfe des Buddys habe ich schließen eine gute WG gefunden. Oft gibt es auch eine Facebook-Gruppe oder ähnliches wo sich alle Austauschstudierenden treffen. Dort wird auch oft nach Mitbewohnern gesucht. Ein Blick hier lohnt sich allemal!

2.5 Anreisevorbereitung (Flugbuchung, Visum, Impfung, Versicherung, Zahlungsmittel)
Da mein Gastland mit Spanien in Europa liegt hatte ich deutlich weniger zu Organisieren. Für Visum und Versicherung musste ich nicht groß etwas machen. Die Impfungen sollten mit dem Arzt abgeglichen werden, was auch kein Problem darstellt. Für Die Zahlung empfiehlt sich eine Kreditkarte mit Online-Banking, dass man jeder Zeit auf sein Konto zugreifen kann ohne dass Extrakosten anfallen, schließlich muss unteranderem jeden Monat die Miete bezahlt werden. Meinen Flug habe ich in einem Reisebüro gebucht, da es für mich persönlich angenehmer und sicher war, auch begründet durch das Zusatzgepäck, dass dort keine Probleme am Flughafen auftauchen. Und ich habe es bevorzugt mit Zwischenstopp direkt in San-Sebastian im Flughafen zu landen, welcher deutlich kleiner ist als die im Umkreis liegenden. Dadurch habe ich mir jedoch die Anreise in die Stadt mit dem ganzen Gepäck erspart, was für mich angenehmer war .

3. Die Gasthochschule
Meine Gasthochschule war die UPV/EHU in San-Sebastian. Sie bietet viele verschieden Studiengänge an, wobei der Fokus auf Architektur und Bauingenieur liegt. Ein anderer Standort liegt in Bilbao, wobei San-Sebastian natürlich weitaus schöner und besser ist. Meine Gasthochschule war die UPV/EHU in San-Sebastian. Sie bietet viele verschieden Studiengänge an, wobei der Fokus auf Architektur und Bauingenieur liegt. Ein anderer Standort liegt in Bilbao, wobei San-Sebastian natürlich weitaus schöner und besser ist.

3.1 Organisation und Kontakte
Der Koordinator der eigenen Hochschule besitzt die Kontaktdaten, welche man sich erfragen kann, des weiteren befinden sich alle Kontakte die man braucht auf der Homepage der Gasthochschule, welche alle per Email zu erreichen sind. Ab und an wurden auf meine Emails und Fragen nicht geantwortet, worauf ich mich an andere Personen gewendet habe bis ich schließlich meine Antwort bekommen habe. Normalerweise bekommt man jedoch immer schnell und gute Auskunft bei Fragen oder bei organisatorischen Dingen.

3.2 Akademische Besonderheiten bzw Unterschiede zur Heimathochschule und belegte Kurse
In San-Sebastian ist die Unterscheidung zwischen Architektur und Ingenieurwesen etwas anderes gehandhabt und teilweise etwas vermischt. Ich habe mich letzten Endes als Bauingenieur bei den Architekten wieder gefunden, was für mich jedoch kein Problem war, da die beiden Bereiche hier sehr nahe zusammen liegen und es trotzdem ähnliche Module gab wie in meinem Studiengang in Deutschland. Des weiteren haben mir die Module aus dem Studiengang Architektur gefallen, da ich eine zweite Sicht auf die Sachen bekommen habe und viele neue Dinge und Methoden erlernt habe, die ich so noch nicht kannte. Des weiteren hat die Gasthochule Spanischkurse angeboten, welche man sich auf jeden Fall nicht entgehen lassen sollte; sie sind Kostenlos, man erlernt eine neue Sprache und geben zusätzlich Credits die man sich für sein Studium anrechnen lassen kann. Ein weiterer Unterschied Das Unileben Es gibt mehrere Gebäude mit jeweiliger Fakultät im nächsten Umkreis. Die Kurse bestehen aus wenigen Studenten, welches das System etwas schulähnlich macht. Das hat zum Vorteil, dass man gut betreut wird und wer Probleme hat, dem wird geholfen. Eine Mensa so wie man es bei uns gewohnt ist, gibt es so auch nicht. Es gibt in jedem Gebäude kleinere Cafeterias die auch warmes Essen anbieten. Nach einigen Versuchen habe ich jedoch mein eigenes Essen den Vorzug gegeben.

4. Aufenthalt im Gastland
Als erstes muss betont werden, dass wenn man nach San Sebastian reist sich nicht in Spanien befindet sondern im Baskenland. Die Kultur und das Bewusstsein ist in den Einheimischen sehr stark ausgeprägt. Es macht Spaß sich auf eine sehr spezielle Kultur einzulassen und man sollte sich keines der vielen Feste die in der Stadt gefeiert werden auf keinen Fall entgehen lassen. Egal ob 24 Stunden lang in der Stadt auf Trommeln gespielt wird und die Leute als Köche verkleidet sind, die eigenen Tänze vorgeführt wird, die Geschichte nachgespielt wird oder ob es das jährliche Regattarennen der Nachbarstädte ist. Des weiteren zählt zur der baskischen Kultur die eigene Sprache, von der man das ein oder andere im Alltag mitnehmen kann. Grundsätzlich spricht jedoch jeder Spanisch und wenden dies auch überwiegend an. Über den Tag wird man in jeder der vielen Bars mit einer Vielfalt von Pintxos ( die besseren Tapas) versorgt. Dazu genießt man üblicherweise ein Glas Sidra ( ein Besuch in einer Sidreria ist ein Muss! Dort lernt man die heimischen Speisen in mehreren Gängen kennen und kann dabei so viel Sidra frisch aus dem Fass trinken wie man möchte) . San Sebastian ist nicht um sonst Capital of Cultur 2016.
San Sebastian hat für mich mit 180.000 Einwohner eine perfekte Größe, ist wunderschön und hat neben seinen drei Stränden noch einiges mehr zu bieten. Jeden Abend bietet sich ein Gang zum Strand und in die Altstadt auf ein Eis an, um den Tag ausklingen zu lassen, außerdem ist jeder Abend wert die besten Sonnenuntergänge zu betrachten! Die Nacht kann man in der Altstadt oder auf den wöchentlichen Erasmuspartys bis in den Morgen leben.
Der Strand „Concha“ ist der größte und Hauptstrand. Dieser wird im Sommer natürlich zum Schwimmen und bräunen genutzt. Jedoch das ganze Jahr über kann man Leute treffen die Sport machen oder einfach nur das Meer genießen. Generell sind die Menschen sehr sportlich; viele sind mit dem Fahrrad unterwegs und entlang der Concha machen die Jogger ihre Runden. Der Strand Zurriola wird überwiegend zum surfen genutzt, Kurse werden natürlich auch angeboten. Zudem gibt es in der Stadt viele Freiplätze für Fußball und Basketball. San Sebastian ist im Fußball und Basketball in der obersten Liga vertreten.
San Sebastian ist eine sehr sauberer und sichere Stadt. Ich habe mich jeder Zeit sehr wohl und heimisch gefühlt. Zu vermeiden gilt Müll liegen zu lassen, auch ist es nicht erlaubt in den Straßen Alkohol zu trinken. An sich ähnelt es aber sehr an Deutschland, so dass ich mich nicht groß umstellen musste.

5. Fazit
Ich kann San Sebastian nur jedem empfehlen! Es hat einfach alles zu bieten. Einen super Sommer um Strand und Meer zu benutzen. (Ich war glaube ich jeden Monat, auch im Winter mehrmals am Strand). Die Region ist etwas regnerisch im Vergleich zum Rest von Spanien, jedoch immer noch besser als Deutschland. Daher ist es grün und farbenfroh und den ein oder anderen wird es in die Umliegenden Berge ziehen. Ich bin voll und ganz mit meinem Auslandsaufenthalt zufrieden und bereue nichts. Es hat genau meine Erwartungen erfüllt und eigentlich noch übertroffen. Daher kann ich nur sagen: Kommt nach San Sebastian und erlebt Kultur und Urlaubsfeeling pur!

 

von Michael Bourger (Bauwirtschaftsingenieurwesen)