Erfahrungsbericht Afra Lindner

Motivation

Während meines Bachelor-Studiums war ich bereits für ein Semester an einer Universität im Ausland. Dieses habe ich im Sommersemester 2020 in Tallinn (Estland) gemacht und es hat mir, trotz Corona, sehr gut gefallen.

Deshalb hatte ich mich entschieden noch ein Auslandssemester zu machen. Dabei war Cork für mich sehr interessant, da dort Englisch die Landessprache ist. Außerdem hatte ich von Freunden und Familie gehört, dass Irland ein sehr schönes Land ist.

Organisation des Auslandsaufenthalts

Finanzierung

Irland ist ein sehr teures Land. Allein für die Unterkunft muss man mit 600€ mindestens rechnen. Auch das Reisen, Essen gehen und Feiern ist sehr teuer. Meinen Auslandsaufenthalt habe ich mir durch das Erasmus Stipendium, Auslandsbäfog, Ersparnisse und die Unterstützung meiner Eltern finanziert.

Für meine Unterkunft musste ich vorab 400 € als Anzahlung und Reservierung schon zwei Monate zuvor zahlen. Als ich dann den Vertrag zugeschickt bekommen hatte musst ich die volle Mietsumme für die vier Monate inkl. Kaution zahlen (2.830 €). Insgesamt musste ich also 3.230 € zahlen, wovon ich 200 € zurückbekomme. Der Mietvertrag ging standardmäßig vom 11.01.22 bis 27.05.22. Man kann den Vertrag aber auch verlängern, wenn man länger bleiben will.

Für alles weitere wie Essen, Reisen, Feiern, Verkehrsmittel, etc. kann mit einem Betrag von 800 € mindestens gerechnet werden. Für den Hinflug (MUC-DUB) habe ich ca. 100 € und für den Rückflug (DUB-CLN) ca. 70 € gezahlt.

Anreisevorbereitungen

Da Irland noch in der EU liegt und mein Auslandaufenthalt nur vier Monate ging musste ich mir keine extra Auslandversicherung holen. Das sollte aber mit der eigenen Versicherung abgeklärt werden. Ein extra Visum und Impfungen waren auch nicht nötig.

Um nach Irland zu kommen, gibt es zwei Möglichkeiten: Flugzeug oder Fähre. Ich bin mit dem Flugzeug geflogen, aber ich kenne auch einige die mit ihrem Auto kommen wollten und deswegen mit der Fähre von Frankreich nach Cork gefahren sind. An sich ist es schon praktisch ein Auto zu haben, man kann sich aber auch eins leihen. Da es von Deutschland keine Direktflüge gibt, bin ich nach Dublin geflogen und dort mit dem Bus nach Cork gefahren. Vom Dublin Flughafen gibt es eine Direktverbindung nach Cork. Der Bus hält nur an beiden Terminals und in der Innenstadt von Dublin. Es gibt zwei Busanbieter in Irland: Aircoach (https://www.aircoach.ie/) und Gobus (https://gobus.ie/). Dabei ist Gobus meiner Erfahrung nach meist günstiger. Das Ticket kostet 17 €.

Unterkunft

Während meines Aufenthalts in Cork habe ich in dem Wohnheim „Eden Hall“ gewohnt. Das Wohnheim ist nur etwa 15 min zu Fuß vom Campus entfernt. Man ist somit nicht auf den Bus angewiesen. Zum Stadtzentrum braucht man mit dem Bus etwa 20 min, allerdings sind die Busse nicht sehr verlässlich. Laut Plan fährt der Bus alle 15 min, aber man wartet zwischen 5 und 50 min auf den Bus. Es gibt eine Bushaltestelle direkt vor dem Wohnheim. Ich kenne einige Personen, die sich deshalb ein Fahrrad geliehen haben. Zum Einkaufen kann man ins Stadtzentrum fahren. Hier gibt es einen Lidl und einen Tesco, wobei der Tesco die teurere Einkaufsmöglichkeit ist. Zudem kann man auch einen Ort weiter nach Ballincollig fahren. Hier fährt man nur 5 min zum Aldi und wenn man noch etwas weiterfährt, gibt es noch einen Tesco und einen Lidl. Um das Wohnheim herum gibt es leider fast nichts. Es gibt direkt dort eine Bar (ich war hier allerdings nie aber habe gehört es soll ganz gut sein) und etwa 20 min zu Fuß entfernt noch ein nettes Café zum Frühstücken (Beantown Café).

Das Wohnheim selber ist leider recht alt. Man sollte also keinen zu großen Luxus erwarten. Zudem sind die Zimmer recht klein, dafür hat man aber sein eigenes Bad. In jedem Apartment sind normalerweise 4-5 Bewohner*innen untergebracht, die sich den Gemeinschaftsraum teilen. Dieser ist relativ groß mit Küche, Esstisch, 2 Couches und einem kleinen Fernseher. Meine meiste Zeit habe ich hier mit meinen Mitbewohner*innen verbracht. Die Apartments sind meist sehr durchgemischt. Ich habe mit zwei Italienern, einer Italienerin und einem Franzosen zusammengewohnt mit denen ich mich sehr gut verstanden habe. Allerdings hat nicht jeder so viel Glück mit den Mitbewohner*innen wie ich. Man sollte sich also darauf einstellen, dass man mit Menschen zusammenwohnt, die einen anderen Sauberkeitsstandard haben wie man selbst. Zudem ist es eher eine Seltenheit, dass man irische Mitbewohner*innen hat.

Bei Problemen empfiehlt es sich am besten direkt ins Büro zu gehen, dann werden diese auch schneller behoben.

Weitere Unterkünfte wären z.B. Parchment Square, Lee Point, Melbourne Point und Hetch. Zudem bekommt man von der MTU eine Liste mit „Digs“ zugeschickt. Das sind Privathaushalte, die ein oder mehrere Zimmer an Studierende vermieten. Ich würde davon abraten auf Facebook nach Unterkünften zu suchen, da ich schon von einigen Personen gehört habe, die dort schlechte Erfahrungen gemacht haben.

Die Gasthochschule

Campusleben

Da die MTU ein Zusammenschluss von mehreren kleineren Universitäten ist, gibt es mehr als nur einen Campus. Relevant für Bauingenieure ist allerdings nur der Campus Bishopstown von dem ehemaligen CIT. Hier sollte man sich also nicht verwirren lassen, wenn man irgendwo CIT liest, damit ist immer die MTU gemeint. Der Campus und die Gebäude sind meiner Meinung nach leider nicht so schön und ich habe mich kaum auf dem Campus aufgehalten. Es gibt auf dem Campus eine große Mensa und eine kleine Mensa und zwei Cafeterien. Zudem gibt es ein kleines Gym, welches man kostenlos nutzen kann.

Besonderheiten

An der MTU gibt es verschiedene Clubs und Societies denen man einfach beitreten kann. Hierbei handelt es sich um Sportclubs, wie Badminton oder Basketball (https://clubs.cit.ie/clubs.php) und Societies nach Interessen, wie Anime & Manga oder Board Games & Pool (https://socsportal.cit.ie/societies.php).

Modulwahl

Eine komplette Kursliste nach Fachbereichen und Studiengängen aufgeteilt findet man hier: courses.cit.ie Ich habe mir dabei nicht nur die Module aus dem Fachbereich „Civil, Structural & Environmental Engineering“, sondern auch welche aus dem Fachbereich „Construction“ angeschaut. Bei Modulen aus dem Master ist zu beachten, dass die Kurse auch abends stattfinden können. So hatte ich ein Modul immer donnerstags von 18:00 bis 22:00 Uhr. Es empfiehlt sich vor Beginn bereits mehr Module rauszusuchen, als man eigentlich wählen will, da nicht alle Module wirklich gewählt werden können. Dies liegt daran, dass manche Module doch nicht angeboten werden oder sich manche Module zeitlich überschneiden. Die Stundenpläne für die Kurse und Klassenräume können hier eingesehen werden: timetables.cit.ie/index.htm. Bei meiner Ankunft hatte ich einen Termin mit meinem Betreuer der MTU (John Murphy), der mit mir die Module durchgegangen ist und geschaut hat, welche Module ich wählen kann.

Letztendlich habe ich folgende Module gewählt:

Fachbereich (Department)

Studiengang (Course)

Modulname (Module)

Civil, Structural & Environmental Engineering

Master in BIM and Digital AEC

INTR9020 – Digital Construction – BIM & Lean

Civil, Structural & Environmental Engineering

Bachelor in Civil Engineering

BULD7029 – Financial & Contract Construction Management

Construction

Bachelor in Construction Management

BULD8007 – Construction Psychology

Construction

Bachelor in Quantity Surveying

BULD8029 – Post Contract Management

Jedes Modul hat einen Modulcode der Auskunft über den Fachbereich/Studiengang und den Schwierigkeitsgrad gibt. Dabei gibt die vierstellige Zahl den Schwierigkeitsgrad an, z.B. sind Zahlen die mit einer Sechs beginnen (6XXX) die niedrigste Schwierigkeitsstufe und Zahlen die mit einer Neun beginnen (9XXX) die höchste Schwierigkeitsstufe.

Zu Beginn des Semester muss man die gewählten Module dann online registrieren. Hierfür wird der CRN, eine fünfstellige Nummer, benötigt. Diesen bekommt man entweder von dem Dozenten in der ersten Vorlesung oder man kann diesen beim Fachbetreuer oder im Sekretariat erfragen. Die Registrierung läuft über folgenden Link: https://ssb.ancheim.ie/cit/app/twbkwbis.P_WWWLogin

Hilfestellungen

Zu Beginn bekommt man seinen Studierendenausweis mit der Student ID, die sogenannte R-Nummer (z.B. R00123456). Es lohnt sich diese auswendig zu lernen, da man sie zum Login in allen Portalen benötigt.

Bei Fragen kann man sich auch an das Sekretariat melden. Leider weiß ich die Raumnummer nicht mehr, es befindet sich aber im selben Gang wie der Raum B214. Die Sekretärin Carmel Collins ist meist in ihrem Büro und ist sehr hilfsbereit.

Für die Prüfungsvorbereitung kann man sich die Altklausuren anschauen. Diese werden entweder direkt in dem Kurs auf Canvas (https://cit.instructure.com/), die E-Learning-Plattform, hochgeladen oder man kann diese auch online unter folgendem Link einsehen: exampapers.cit.ie

 

 

Das Leben im Gastland

Tipps & Empfehlungen

Die öffentlichen Verkehrsmittel (Busse) sind ebenfalls recht teuer. Hier lohnt es sich die Student Leap Card zu kaufen, welche in ganz Irland gilt und womit man 30 % auf die Tickets sparen kann. Diese kann online beantragt werden (https://student.leapcard.ie/New-Card#dobCheck) und dann nach 14 Tagen im Büro der Student Union im Nexus Gebäude, erster Stock, abgeholt werden. Die Karte kostet 10 €, wovon 5 € bereits Guthaben sind. Die Karte lohnt sich auf jeden Fall! Mit der Karte kann man dann entweder im Bus Tickets für eine Fahrt kaufen oder über die Top Up App ein Wochenticket kaufen. Zudem ist es möglich sich ein Monatsticket zu kaufen, dieses hatte sich für mich allerdings nie gelohnt. Soviel ich weiß, kann man dieses in jedem Centra einfach kaufen. Die Ticketpreise findet man hier: about.leapcard.ie/about/fares-discounts

Ich kann empfehlen den MTU-Accounts auf Instagram zu folgen. Hier bekommt man immer schnell alle Informationen. Vor allem der Account der International Student Society (@iss_mtucork) und der Account für Societies generell (@mtusocietiescork) kann ich nur empfehlen. Zudem gibt es noch eine weitere Organisation für International Students in Cork (@corkinternationalstudents). Diese ist unabhängig von den Universitäten MTU und UCC (University College Cork) und organisiert einige Trips unteranderem nach County Kerry, County Galway und Nordirland. Ich kann diese Trips nur empfehlen, da hier immer 50 oder 100 Studierende mitfahren und man die Möglichkeit hat neue Leute kennenzulernen und dabei Irland zu bereisen. Die Organisation organisiert, aber auch verschiedene Events und Partys in Cork, wo man noch mehr Leute kennenlernen kann. Auf Instagram bekommt man zudem sehr gute Tipps zum Leben in Cork als Studierende*r.

Wir haben aber auch selbstständig Trips geplant. Dafür sind wir entweder mit dem Bus, dem Zug oder einem Leihwagen gefahren. In der Nähe von Cork kann man ganz einfach mit den öffentlichen Bussen und Zügen kleine Städte wie Blarney, Cobh (ausgesprochen: Kof), Kinsale und Limerick besichtigen. Es gibt aber auch einigen Sehenswürdigkeiten, wo man mit Bus und Bahn schwierig hinkommt und wofür man ein Auto benötigt. Hierfür haben wir uns bei GoCar registriert und Autos gemietet. Man kann bereits im Vorhinein kalkulieren, wie viel das Auto dann kostet (https://www.gocar.ie/rates/). Am besten ist es natürlich, wenn man dann zu fünft ist und sich die Kosten aufteilen kann. Für einen Tagestrip zum Mizen Head im Westen von County Cork haben wir 25,96 € pro Person und für einen Tagestrip um den Ring of Kerry haben wir 29,08 € pro Person gezahlt. Wir haben aber auch längere Trips gemacht, z.B. einen 3-Tagestrip nach Nord-West-Irland (ca. 1.300 km). Hier hat das Auto ca. 100 € und die Unterkunft ca. 60 € pro Person gekostet, wodurch jede Person insgesamt ca. 250 € inkl. Essen gezahlt hat.

Außerdem sind die Flüge von Cork nach Großbritannien sehr günstig. Ich hatte mit meinen Freundinnen einen Wochenendtrip nach London gemacht, aber ich kenne auch einige die für ein paar Tage nach Edinburgh geflogen sind.

Folgende Orte waren für mich absolute Highlights:

  • Bell’s Field (Cork City)
  • Blarney Castle
  • Kinsale
  • Ring of Kerry
  • Geokaun Montain and Cliffs auf Valentia Island
  • Inishmore (Aran Islands)
  • Connemara Nationalpark
  • Burren Nationalpark
  • Downpatrick Head
  • Slieve League
  • Londonderry
  • Giants Causeway
  • Galway
  • Coumshingaun Lough
  • Glendalough
  • Howth Cliff Walk
  • Ballycotton Cliff Walk
  • Muckross House

Außerdem empfehle ich Wanderschuhe mitzunehmen, da man wirklich schön wandern gehen kann. Allerdings ist das Wetter sehr unberechenbar, weswegen es jederzeit anfangen kann zu regnen und deshalb gute Schuhe sehr wichtig sind. Zudem sollte man bei jedem mehrtägigen Trip, den man macht, noch ein zweites Paar Schuhe mitnehmen, damit man nicht in nassen Schuhen rumlaufen muss.

Dos und Don’ts

Ein absolutes DO ist es alle mit Vornamen anzusprechen, also auch alle Dozent*innen. Ein DON’T ist es in irgendeiner Weise, z.B. beim Rugby, für England zu sein. Außerdem wird in Cork eher das lokale Bier Beamish anstatt Guinnes getrunken.

Fazit

Für mich war das Auslandssemester eine unglaublich schöne Erfahrung. Irland ist ein atemberaubendes Land. Fotos können gar nicht Einfangen wie schön es dort ist. Ich habe dort viele neue Freund*innen gefunden und viel über andere Länder lernen können. Die Menschen in Irland sind alle sehr herzlich und freundlich, allerdings ist vor allem der Dialekt in Cork sehr schwer zu verstehen. Selbst die US-amerikanischen Studierenden haben sich teilweise schwer getan den Cork-Dialekt zu verstehen. Mit der Zeit gewöhnt man sich allerdings daran und kann fast alles verstehen. Um einen kleinen Vorgeschmack zu bekommen, empfehle ich folgendes Video: youtu.be/xO97mQ98J58. Es empfiehlt sich außerdem den Instagram-Accounts @cork_daily und @irish_daily zu folgen, um die irischen Menschen schonmal besser kennenzulernen.

Um es abschließend in den Worten der irischen Menschen zu sagen: „IT WAS GRAND!“