Erfahrungsbericht Sarah Scheidweiler

Als das Praxissemester meines Bachelorstudiums anstand, entschied ich mich dafür dieses im Ausland, vorzugsweise in Großbritannien, zu absolvieren. Durch den Besuch von Freunden konnte ich das Land bereits ein wenig kennen lernen und zu dem wollte ich meine Englischkenntnisse besonders im Fachbereich Bauwesen aufbessern, da dieses leider während des Studiums nur wenig behandelt wird.

Nach einigen erfolglosen Bewerbungsschreiben direkt nach London, kam es durch Zufall, dass eine meiner Kommilitoninnen mir empfahl es einmal bei einer regionalen Firma zu versuchen, die auch Projekte in Großbritannien durchführt. Manchmal liegt die Lösung weitaus näher als gedacht. In Großbritannien scheint es nicht üblich zu sein, Praktikantenstellen für Bachelorstudenten von nur wenigen Monaten zu vergeben, besonders in kleinen bis mittelständigen Unternehmen. Oftmals war es leider auch schwer überhaupt eine Rückmeldung der britischen Unternehmen zu bekommen. Daher kann es sich lohnen es auch bei international tätigen Firmen zu versuchen, auch wenn man bereits ein Wunschziel vor Augen hat.

Ziemlich schnell war klar, dass es auf eine Baustelle im südlichen Teil Londons geht. Da sich jedoch der Beginn der Baustelle, die eigentlich als Einsatzort für mein Praktikum vorgesehen war, verzögerte, startete ich auf einer weiteren Baustelle der Firma Huber car park systems in Welwyn Garden City. Dort lernte ich den für mich zuständigen Bauleiter kennen und wurde in meine Aufgaben im Baustellenalltag eingeführt. Den zweiten Teil meines Praktikums verbrachte ich dann in Thamesmead im Süden Londons.
Schon nach kurzer Zeit fühlte ich mich sehr wohl, wenn auch die Temperaturen auf der Baustelle im Frühjahr in England, mir doch anfangs weitaus mehr zusetzten, als den englischen Kollegen. Meine Fragen wurden stets mit viel Geduld und Zeit beantwortet und auch sonst hatte man immer ein offenes Ohr. Gab es zu anfangs noch kleinere Schwierigkeiten in der Kommunikation wurden diese ebenfalls nach einiger Zeit immer weniger.
Schnell wurden mir auch immer mehr Aufgaben anvertraut, wie die Dokumentation der laufenden Arbeiten, die Bestellung von Material und Geräten sowie die Kommunikation mit Lieferanten und Nachunternehmern, die mir einen guten Einblick in den Arbeitsalltag eines Bauleiters gewährten. Meine gesamte Praktikumszeit war von einem sehr abwechslungs- und lehrreichen Arbeitsalltag geprägt. Allerdings sollte man sich nicht von langen Arbeitszeiten abschrecken lassen.

Ich kann nur jedem empfehlen auch einmal den Blick über den Tellerrand zu wagen und sich die Arbeits- und Ansichtsweisen anderer Länder anzusehen, auch wenn sich die britischen Gewohnheiten nicht allzu sehr von den unseren unterscheiden. Die Briten sind im Allgemeinen gelassener und auch außerhalb der Arbeitszeiten immer für gesellige Runden offen. Während meines Auslandssemesters bot sich auch die Chance die Metropole London besser kennen zu lernen. Langeweile kommt in London eigentlich nie auf, allerdings ist die britische Hauptstadt auch unvergleichbar teuer.

Abschließend möchte ich jedem, der darüber nachdenkt einen Teil seines Studiums oder seiner Ausbildung im Ausland zu verbringen ans Herz legen, den Schritt zu wagen. Neben den fachlichen Aspekten lernt man Selbständigkeit, verbessert Sprachkenntnisse und wird im Allgemeinen nur von dem Austausch mit anderen Menschen und Kulturen profitieren können.

 

von Sarah Scheidweiler (Masterstudiengang Bauingenieurwesen)