Erfahrungsbericht Marco Reifert

Auf der Suche nach einem Unternehmen für die vorgeschriebene Praxisphase war schnell klar, dass ich mich bei dem Unternehmen meiner Wahl für ein ausländisches Projekt bewerben würde. Ein Bewerbungsgespräch später stand fest, ich gehe nach Startford-upon-Avon, der Geburtsstadt William Shakespeares, in den Midlands von England.

In meinem Gastunternehmen war ich in der Bauleitung tätig. Das heißt, dass ich viel mit Leuten vor Ort reden und auch telefonieren musste. Die täglichen Dinge, wie Einkaufen, Essen bestellen oder um Hilfe bei etwas fragen, waren so bereits nach 1-2 Wochen selbstverständlich. Das Telefonieren gestaltete sich etwas schwieriger, gerade da viele Engländer auch Dialekt sprechen. Mit dem einfachen Schulenglisch waren am Anfang vor Allem Iren, Schotten und Waliser schwerer zu verstehen. Nach ein paar Wochen Eingewöhnungszeit war dies jedoch auch kein Problem mehr.

Abgesehen von der Sprache lernte ich während meiner Arbeit die verschiedenen Vor- und Nachteile der Bauleitung kennen. Hier fielen mir schnell die Unterschiede zwischen dem Bauwesen in England und Deutschland auf. Interessant ist zum Beispiel, dass die Sicherheitsvorschriften in England noch strenger und, man mag es kaum glauben, bürokratischer in Deutschland sind. Andererseits lassen sich in Deutschland selbstverständliche Bauteile wie HV-Schrauben in England nur schwer und vor allem leider nie schnell genug kaufen. Am Ende meiner fünf Monate auf der Baustelle kann ich sagen, dass mir die täglich neuen Aufgaben und die Abwechslung in der Bauleitung gefallen haben und all den Stress und frühes, bzw. für Studenten sehr frühes Aufstehen entschädigen.

In meiner Freizeit merkte ich schnell, dass England und Deutschland, obwohl sie beide europäisch sind sich doch sehr unterscheiden. Supermärkte sind 24 Stunden sieben Tage die Woche geöffnet und haben fast immer Kassen zum selber auschecken, man geht abends regelmäßig in die Pubs zum Essen, es gibt Unmengen an chinesischen und indischen Schnellrestaurants (dafür sollte man auf der Insel keinen Döner probieren!) und zu meiner Freude waren sonntags alle Läden geöffnet. Gewöhnungsbedürftig ist natürlich der Linksverkehr und das umso mehr, wenn man zwischen rechts- und linkslenkenden Autos wechselt.

Letztendlich werden manche Dinge wie zwei getrennte Wasserhähne für heiß und kalt, englisches Brot und nicht zuletzt der englische Sommer zwar ungewohnt bleiben, aber durch die vielen interessanten Erfahrungen, die ich während meiner Praktikumszeit gemacht habe, würde ich jedem ein solches Auslandspraktikum oder Semester empfehlen. Man lernt nicht nur Studien- bzw. Berufsrelevantes kennen, sondern erhält nebenbei noch einen Einblick in eine andere Kultur.

 

von Marco Reifert