Erfahrungsbericht Yann Djondo

Motivation und Entscheidung für das Zielland

An der Hochschule Koblenz studiere ich bereits als internationaler Student. Meine Schulzeit habe ich in Burkina Faso absolviert. Wieso ich doch noch einmal ins Ausland gehe, ist eine Frage, die mir oft mal gestellt wurde. Die Antwort ist ganz einfach: um Erfahrungen zu sammeln, eine andere Welt zu sehen und eine neue Sprache zu lernen.

Die neue Sprache war für mich das wichtigste. Mit meinen italienischen Wurzeln war es für mich nicht länger akzeptabel die italienische Sprache nicht zu beherrschen. Ich beschloss das Angebot vom Erasmusprogramm zu nutzen und endlich in Italien gleichzeitig meine Sprachkenntnisse zu verbessern und zu studieren. Ich habe zudem viel von der Kultur mitgenommen und eine neue Methode von Ausbildung kennengelernt.

Organisation des Auslandsaufenthaltes

Die Hochschule Koblenz hatte mit der Universität “G.d‘Annunzio“ in Pescara bisher nur im Fachbereich Architektur einen Austauschvertrag. Es bot sich also an, mit der gleichen Universität auch einen Austauschvertrag für den Fachbereich Bauwesen abzuschließen. Deshalb habe ich das Auslandssemester in Pescara gemacht.

Mit Hilfe von Studenten aus Pescara, die in Koblenz auch im Erasmusprogramm waren, haben wir einen ersten Einblick über die Fächer, die angeboten werden und über Ansprechpersonen, an die wir uns wenden können, erhalten. Die Internetseite der Universität in Pescara ist in Italienisch verfasst und daher waren die Anregungen der Studenten eine große Hilfe. Mit Prof. Dr. Andreas Laubach, dem Ansprechpartner für Auslandssemester und Auslandspraktikum, haben wir zwei Fächer ausgewählt, die anerkannt werden. In meinem Fall fiel die Wahl auf die Fächer Geotecnica (Geotechnik) und Urbanistica (Stadtplanung).

Mit Hilfe der Studenten habe ich zudem auch eine Wohngemeinschaft in der Nähe der Universität gefunden. Man kann auch über Internetportale Wohnungen suchen und finden, aber es ist immer von Vorteil, wenn die Möglichkeit besteht, ein wirkliches Bild von der Wohnung zu haben, um Überraschungen zu vermeiden. Eine andere Möglichkeit ist die Suche vor Ort. Für den Fall, dass man vor der Anreise noch nichts gefunden hat, hilft das ESN (Erasmus Student Network) den Erasmusstudenten eine Unterkunft zu finden.

Die Region Abruzzo hat einen kleinen Flughafen “Aeroporto Internazionale d‘Abruzzo“ und die Fluggesellschaft Ryanair fliegt regelmäßig vom Flughafen Frankfurt Hahn mit ansprechenden Preisen. Der Flug dauert ungefähr 90 min. Eine andere Möglichkeit ist es, nach Rom zu fliegen und mit dem Bus oder mit dem Zug nach Pescara zu kommen. Das ESN ist auch da sehr hilfreich und organisiert die Abholung am Flughafen sowie am Bahnhof für die Erasmusstudenten.

Aeroporto Internazionale d’Abruzzo

Für das Auslandssemester habe ich eine finanzielle Unterstützung aus den Erasmusmitteln der EU bekommen. Die finanzielle Unterstützung für den Aufenthalt von 4 Monaten betrug 1200 Euro, somit 300 Euro pro Monat.

Um weniger Gebühren für finanzielle Abwicklungen zahlen zu müssen und auch aus Sicherheitsgründen, habe ich eine Visa Card beantragt. Dies was sehr nützlich.

Die Zimmerpreise in Pescara sind denen in Koblenz ähnlich, zwischen 200 EUR und 300 EUR. Für das Essen sind Filialen wie Lidl und Carrefour in Pescara vertreten, sodass man wie in Deutschland zu ähnlichen Verhältnissen einkaufen gehen kann, ohne Angst um seinen Essgewohnheiten haben zu müssen.

Die Gasthochschule

Die Gasthochschule “G.d‘Annunzio“ hat zwei Campus. Der Campus in Pescara bietet die Studiengänge Bauwesen, Architektur, Sprachwissenschaft und Betriebswirtschaftslehre an, der in Chieti die Studiengänge Medizin, Pharmazie, Psychologie, Philosophie und Recht. Das Internationalbüro befindet sich auf dem Campus in Chieti, der mit Bussen aus Pescara gut zu erreichen ist. Jeder Studiengang hat einen Ansprechpartner für die Erasmusstudenten. Prof. Vasta ist für den Studiengang Bauwesen zuständig und sein Büro ist auf dem Campus in Pescara.

In Pescara sind alle Kurse im Bereich Bauwesen auf Italienisch. Der Aufbau der Vorlesung ist abhängig vom Dozent, aber wie in Koblenz werden Medien wie Projektoren und Tafeln eingesetzt. Die Erasmusstudenten sind in Pescara nicht immatrikuliert, daher können sie im Internet auf der Universitätswebseite keine Vorlesungsskripte herunterladen. Falls sie gefehlt haben, können sie diese von den italienischen Studenten oder von den Dozenten erhalten.

Auch für die Klausuren können sich die Erasmusstudenten nicht im Internet auf der Universitätswebseite anmelden, sondern im Sekretariat des jeweiligen Studiengangs. Die Klausuren in Pescara verlaufen meistens mündlich. Ich habe beide Klausuren der zwei Kurse Geotechnik und Stadtplanung mündlich absolviert. Es war neu für mich und ich bevorzuge schriftliche Prüfungen, vor allem, wenn es um Kurse geht, in denen man rechnen soll, wie zum Beispiel im Bereich Geotechnik.

Die zwei Campus haben auch eine Mensa, in der man täglich für 2 Euro essen kann. Es wird Essen am Mittag sowie am Abend angeboten.

Aufenthalt im Gastland

Die Stadt Pescara (116.969 Einwohner) ist wie Koblenz (109.779 Einwohner) eine kleine Stadt, in der viele Studenten wohnen. Auch die meisten Studenten, die in Chieti studieren, wohnen in Pescara, weil die Stadt ausreichende Angebote bietet. Es war also nicht zu schwer sich an das neue Leben zu gewöhnen, besonders, wenn es die Organisation wie das ESN gibt, das den Erasmusstudenten hilft, sich wohl zu fühlen.

Das ESN hat in der ersten Woche ein Treffen organisiert, durch das man alle anderen Erasmusstudenten und auch italienische Studenten kennengelernt hat. Man hat Kontakte ausgetauscht und mit diesen neuen Freunden jede Woche immer wieder etwas Neues organisiert. Wir haben gemeinsame Reisen unternommen, Spieleabende organisiert, zusammen gekocht und gegessen oder sind am Strand spazieren gegangen. Das ESN hat außerdem die Planung des Semesters vorgestellt und das Angebot hat mir sehr gut gefallen. Hierzu gehörten Ausflüge, Parties, viele verschiedene Treffen wie das Europadinner, Sprachtandem oder ein „Paint my Tshirt“- Abend. Man konnte, je nach Geschmack, immer etwas unternehmen.

Neben dem Meer hat Pescara viele andere Attraktionen für die Freizeit zu bieten. Es gibt große Einkaufszentren und jeden Montag in der Nähe von der Universität findet ein Straßenmarkt statt, wo man alles, wirklich alles finden kann. Für diejenigen, die sich trauen bereits Filme auf Italienisch zu sehen, gibt es zwei Kinos in Pescara. Der Eintritt für Studenten kostet 4,50 Euro; ich bin immer noch von diesem Preis im Vergleich zu dem in Koblenz überrascht. Auch die Sportler können in Pescara zufrieden sein. Ich habe viele Sportmöglichkeiten gesehen, wie die Tennisanlage in der Nähe der Universität, Fitnessstudios und Volleyball am Strand. Die Promenade am Meer ist bei angenehmem Wetter für das Joggen perfekt und eine Fahrbahn für Fahrräder sorgt für Ordnung und Sicherheit. Ich gehöre eher nicht zu den Sportlern. Wenn ich nicht am Strand eine Siesta gemacht habe, dann habe ich im Park Ruhe und Schatten gesucht.

Die Lage von Pescara hat uns auch ermöglicht, ganz in der Nähe mit dem Zug kleine schöne Städte zu besuchen. Mit dem Bus ist man von Rom nur 2 Stunden entfernt. Wenn man also mehr als Pescara entdecken möchte, gibt es in der Region viel zu sehen. Auch die großen Städte wie Milan und Turin sind mit einer guten Planung günstig zu erreichen.

Pescara ist eine Stadt mit sehr viel kulturellem Angebot. Mit den anderen Studenten sind wir oft zu Konzerten und Ausstellungen gegangen. Die Stadt lebt Tag und Nacht. In den ersten Monaten, wenn es noch kalt war, haben die meisten Parties im Zentrum stattgefunden; ab Mai hat eine unendliche Reihe von Lokalen am Strand geöffnet und für gute Sommerstimmung gesorgt. Die Zeit in Pescara war eine sehr schöne Zeit, vor allem, weil die Menschen offen und nett sind. Auch wenn man kein Italienisch konnte, hat es immer einen Weg gegeben, um sich zu unterhalten. In der gesamten Zeit in Pescara habe ich nie ein Gefühl der Unsicherheit gehabt. Nach Mitternacht, als wir heimkehrten, war die Stadt immer noch so lebendig, dass man das Gefühl gehabt hat, wenn was passieren sollte, gibt es auf jeden Fall jemanden, der helfen wird. Ich bin dankbar, nur positive Erfahrungen gemacht zu haben.

Fazit

Für die, die noch zweifeln, ob sie ins Ausland gehen sollten, kann ich nur sagen, dass es sich lohnt ein Auslandsemester zu machen. Es ermöglicht eine ganze neue Perspektive auf die Welt und man nimmt persönlich viel mit. Neben dem Studium war das Leben sehr unterhaltsam. Nach dem Semester hat man viele Freunde im gesamten Europa und somit die Chance, weitere Reisen zu unternehmen. Also nur Positives.

Ich empfehle jedoch, das Auslandsemester früher als im 6. Semester zu machen, da man dann eine größere Auswahl an Fächern hat. Italienisch ist ein Muss, wenn man die Vorlesung verstehen und die Klausuren bestehen möchte.

Ich freue mich sehr, diese Erfahrung gemacht zu haben.

 

von Yann Djondo (Studiengang Wasser- und Infrastrukturmanagement)