Malwina Mackowiak at the JAWK in Jyväskylä, Finland

Mein Auslandssemester in Jyväskylä, Finnland

TERVETULOA SUOMEEN!

Finnland… Das Land der tausend Seen und Wälder, dessen Bewohner meist als äußerst zurückhaltend und ruhig beschrieben werden. Dieses Land begeisterte mich schon seit zahlreichen Jahren, als sich mir endlich die passende Gelegenheit bot, für ein paar Monate Land und Leute näher kennenzulernen. Mein Name ist Malwina Maria Mackowiak und ich habe das Wintersemester 2010 an der Jyväskylän Ammattikorkeakoulu (JAMK) in Finnland verbracht. Ich blicke sehr gerne auf diese wundervolle Zeit zurück und ich bin sehr glücklich darüber mich für Jyväskylä entschieden zu haben.
Im Folgenden habe ich einige nützliche Informationen und Erfahrungen zusammengestellt, die hoffentlich auch andere Studenten davon überzeugen, ein Semester in Jyväskylä zu verbringen.

Studium und Gasthochschule

Die JAMK an sich besteht aus mehreren Fakultäten, welche innerhalb und außerhalb von Jyväskylä verteilt sind. Alle Einrichtungen verfügen über Bibliotheken, genügend Computerräume, Mensen und Bereiche, in denen man sich zurückziehen und zwischen den Vorlesungen erholen kann. Das akademische Jahr in Finnland ist in sogenannte 'periods' unterteilt. Das Wintersemester besteht aus zwei 'periods', das Sommersemester aus drei. Die Fächer werden meist für eine 'period' angeboten, sodass ich an einigen Fächern von August bis Oktober und an anderen von Oktober bis Dezember teilnahm.

Meine Fächer waren aus den Bereichen Krankenpflege, Physiotherapie und Sprachen. Die Unterrichtssprache war Englisch und ich konnte dem Unterricht nach einer gewissen Eingewöhnungsphase sehr gut folgen. Das gesamte Material wurde online bereitgestellt und war jederzeit verfügbar. Insgesamt war der Unterricht nicht im typischen Vorlesungsstil gehalten und es wurde großer Wert auf Mit- und Gruppenarbeit und praktische Übungen gelegt. Die Professoren waren sehr bemüht und vergewisserten sich häufig, ob ich der Veranstaltung gut folgen konnte oder Fragen offen standen. Sie stellten sich darüber hinaus als sehr kooperativ heraus, sodass ich sie jederzeit um Rat fragen konnte, wenn es Probleme mit Terminen oder sonstigem gab.
Auch meine Kommilitonen kümmerten sich hervorragend um mich, sodass das Studium mir sehr viel Freude bereitet hat.

Besonders begeistert bin ich über die Hilfestellungen von Seiten den JAMK sowohl vor als auch während meines Auslandssemesters.
Zunächst einmal erfolgte die Bewerbung und Kurswahl online. Alle Fächer und Informationen waren auf der Homepage der JAMK zu finden und falls Fragen auftraten oder einfach einmal Vorschläge für die Kurswahl benötigt wurden, waren die Koordinatoren an der JAMK äußerst hilfsbereit. Über diese erhielt ich auch Informationen zu den Unterkünften, für die ich mich ebenfalls online bewerben konnte. Darüber hinaus wurden E-Mails von der JAMK versendet, welche eine Vielzahl an Informationen boten, sodass es keine Schwierigkeiten oder Unklarheiten im Vorfeld gab. Zusätzlich wird jedem Austauschstudenten ein Tutor zugewiesen, der vor allem in den ersten Tagen behilflich ist. Zum Beispiel holt dieser vor der Ankunft den Wohnungsschlüssel ab, besorgt die ersten Utensilien (‚Survival Kit‘) für das Wohnen in Jyväskylä (wie Decke, Geschirr, Töpfe usw.), die an der JAMK ausgeliehen werden können, holt den Neuankömmling vom Bahnhof ab und zeigt ihm wo welche Dinge gefunden, gekauft und erledigt werden können.

Außerdem gibt es noch das sog. ‚Friend Family Programme‘. In diesem wird dem Studenten eine finnische Familie zugeteilt, mit der man die finnische Kultur natürlich bestmöglich kennenlernt.
Darüber hinaus werden vor dem Beginn der Kurse diverse Informationsveranstaltungen angeboten.

Leben in Jyväskylä

Ich habe mich dafür entschieden in einem der vielen Studentenwohnheime zu wohnen. Für diese Wohnungen bewirbt man sich online bei der Verwaltung namens KOAS, welche Wohnungsangebote online und kostenlos zuschickt. Studierende der JAMK leben hauptsächlich in den Anlangen Roninmäki oder Myllyjärvi. Beide Anlagen liegen nah beieinander, unterscheiden sich aber vollkommen voneinander.

Während die Wohnungen in Myllyjärvi vor kurzem erst renoviert wurden und in sehr gutem Zustand sind, sind die Gebäude in Roninmäki seit den 70er Jahren nicht mehr verändert worden. Allerdings würde ich den Zustand als gut einstufen. Myllyjärvi an sich ist eine ruhige Wohngegend. Die Miete beträgt dort ca. 260€. Ich persönlich habe in Roninmäki gewohnt und würde mich jederzeit wieder für diese Anlage entscheiden. Die Miete für ein voll möbliertes Zimmer in einer 3er WG mit Küche und Bad liegt bei etwa 190€ und ist mit einer Gesamtfläche zwischen 70 und 80 m² sehr angenehm. Anders als Myllyjärvi ist Roninmäki hauptsächlich von Austauschstudenten bewohnt und nicht immer ruhig. Allerdings habe ich von niemandem gehört, der unzufrieden mit seiner Wahl in Roninmäki zu leben war. Es war eher so, dass die Studenten aus Myllyjärvi im Endeffekt doch lieber in Roninmäki gelebt hätten. Ich denke, derjenige, der großen Wert auf schöne Wohnungen und eine ruhige Nachbarschaft legt, ist in Myllyjärvi genau richtig. Wer größeren Wert auf eine gesellige Nachbarschaft legt und auch mit ein bisschen weniger schönen Wohnungen zufrieden ist, dem sei Roninmäki ans Herz gelegt.

Jyväskylä ist mit rund 130.000 Einwohnern und mit einem Studentenanteil von ca. 20% die siebentgrößte Stadt Finnlands. Die Innenstadt bietet genügend Möglichkeiten zum Einkaufen und Ausgehen und es gibt Seen und Wälder nicht weit von der Innenstadt. An der Stelle sei aber gesagt, dass man keine Großstadt Finnlands mit einer deutschen vergleichen kann, denn in Finnland sind die Städte viel kleiner und ländlicher gehalten und meist kann man alles bequem mit dem Fahrrad erreichen. Besonders positiv ist, dass man überall hervorragend mit Englisch zurechtkommt. Die Lebenskosten sind insgesamt ein wenig höher als in Deutschland, besonders das Ausgehen.

Das erste, was mir an den Menschen in Finnland aufgefallen ist, ist, dass die Menschen extrem höflich und freundlich sind. Ich habe nicht ein Mal erlebt, dass jemand angebrüllt wurde, jemand ungeduldig war oder sonstiges. Die Finnen waren stets bemüht andere zufrieden zu stellen, andere respektvoll zu behandeln und eine angenehme Atmosphäre zu schaffen. Das Vorurteil, dass Finnen zurückhaltend und ruhig sind, kann ich größtenteils bestätigen, wobei natürlich Ausnahmen die Regel bestätigen. Zunächst ist es meist schwierig Finnen als Freunde zu gewinnen, aber wenn man selbst den Mut aufbringt und die Initiative ergreift, bricht das Eis relativ schnell. Die Ruhe empfand ich als angenehm, denn man war nicht immer gezwungen etwas zu sagen und es war auch mal schön, nicht immer zuhören zu müssen. Gewöhnen muss man sich allerdings erst daran, dass viele Floskeln schlicht weggelassen werden, aber mittlerweile bevorzuge ich diese Eigenschaft der Finnen durchaus.

Freizeitgestaltung und Reisen

Jyväskylä bietet eine Vielzahl an den unterschiedlichsten Möglichkeiten für die Freizeitgestaltung. Angefangen von der Natur, die geradezu zum Wandern, Pilze sammeln und Schwimmen einlädt bis hin zu diversen Ausgehmöglichkeiten, ist für jeden etwas dabei.
In Jyväskylä gibt es zwei Schwimmbäder, viele Sportplätze und einige Fitnessstudios, die günstig von Studenten genutzt werden können. Von der JAMK werden ebenfalls viele Sportkurse ohne Gebühren angeboten. Da Jyväskylä eine für die finnischen Verhältnisse relativ große Stadt ist und der Studentenanteil hoch liegt, gibt es mehrere Ausgehmöglichkeiten in der Innenstadt. Ob Shoppen, gemütlich Kaffee trinken oder Feiern, Jyväskylä bietet alles, auch wenn dies natürlich nicht mit Deutschland vergleichbar ist. Viele Abende werden ohnehin von anderen Austauschstudenten organisiert und in Roninmäki verbracht.

Von der JAMK werden beinahe wöchentlich Freizeitangebote versendet, an denen jeder Student teilnehmen kann. Es gab beispielsweise Abende, an denen gemeinsam traditionell finnische Speisen zubereitet wurden, ein Kennenlern-Picknick, ein Wander-Wochenende, ein Ausflug zu den anderen Standorten der JAMK mit gemeinsamen Essen und Sauna-Gang, ein Karrt-Rennen, einen Piraten-Einführungstag und vieles vieles mehr.
Außerdem werden Reisen von der JAMK organisiert und veranstaltet. Ich nahm an den Reisen nach St. Petersburg und Lappland teil, welche definitiv zu den Highlights meines Auslandsaufenthalts gehören. Im Großen und Ganzen sind Austauschstudenten sowieso ziemlich aktiv und so haben wir viel unternommen und sind auf eigene Faust recht günstig nach Norwegen, Estland und in Finnland gereist. Ob eine Rentier-Schlittenfahrt, ein Besuch beim Weihnachtsmann, Schwimmen im Arktischen Ozean im Dezember oder Ski fahren, alles wurde ausprobiert. Und einiges war die Überwindung definitiv wert!

Fazit

Insgesamt habe ich das Auslandssemester in Jyväskylä sehr genossen. Ich kann jedem besten Gewissens empfehlen ein solches an der JAMK zu verbringen. Sowohl die Fachhochschule als auch meine Kommilitonen haben geholfen, wo sie nur konnten und es sind Freundschaften entstanden, die ich heute nicht mehr missen möchte. Die vier Monate, die ich dort studieren durfte waren reich an Erfahrungen und ich habe sehr viel sowohl über mich als auch über die finnische und andere Kulturen gelernt.
Die Zeit ist viel zu schnell vorbei gewesen und ich kann es mir durchaus vorstellen noch einmal nach Finnland zu gehen. Es gab wirklich keine schlechten Erfahrungen und ich kann auch nicht die beste ausmachen. Jeder Tag an sich war so besonders, dass ich nur mit einem Lächeln zurückblicken kann.

Links

Homepage der JAMK
Freizeitangebote von der JAMK
Homepage der Stadt Jyväskylä
Wohnungsvermittlung (KOAS)

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