Hannah Langel

  • See

Mein Name ist Hannah Langel und ich habe das Wintersemester 2013/2014 an unserer Partnerhochschule Jyväsyklän Ammattikorkeakoulu (JAMK) in Jyväskylä, Finnland verbracht. Meine Entscheidung, das Auslandssemester im Land der tausend Seen und Wälder zu verbringen, habe ich keine Sekunde bereut und ich blicke sehr gerne auf diese wundervolle Zeit zurück.

Vorbereitung (Planung, Organisation und Bewerbung bei der Gasthochschule)

Die Bewerbung und Vorbereitung für das Auslandssemester an der Gasthochschule verlief einfach und unproblematisch. Für die Bewerbung um ein Auslandssemester habe ich an der eigenen Hochschule einen „Letter of Motivation“ und ein „Curriculum Vitae“ eingereicht. Nach Eingang der Zusage erhielt ich von meiner Hochschule Informationen über die nächsten Schritte und informierte mich außerdem auf der Internetseite der Gasthochschule JAMK. Die Bewerbung an der Gasthochschule erfolgte online und dabei gab ich auch bereits meine Kurswahl an. Mit der Zusage und Bestätigung meiner Kurse seitens der JAMK erhielt ich Informationen über das weitere Vorgehen, z.B. Learning Agreement, Auslandsversicherungen und Bewerbung bei der Studentenwohnheimvermittlung KOAS.

Das ausgefüllte Learning Agreement wurde mit meiner und der Unterschrift meiner Betreuerin an der eigenen Hochschule zum Unterzeichen an die Gasthochschule geschickt. Innerhalb kurzer Zeit wurde dieses mit der Unterschrift der Gasthochschule zurückgesandt. Die Verwaltung namens KOAS vermittelt die Studentenwohnheime in Jyväskylä und auf deren Homepage werden diese vorgestellt. Da KOAS eng mit der JAMK zusammenarbeitet und für jeden Austauschstudenten einen Platz garantiert, hat man durch eine rechtzeitige Bewerbung in der Regel einen Platz in einem der Studentenwohnheime sicher.

Unterkunft

Wie bereits erwähnt werden die Studentenwohnheime von der Verwaltung namens KOAS vermittelt. Für diese Wohnungen bewirbt man sich online und ca. einen Monat vor Beginn des Auslandssemesters erhält man online und kostenlos ein Wohnungsangebot von KOAS zugeschickt. Man hat die Auswahl zwischen verschiedenen Standorten und WG-Größen (2er oder 3er). Die WGs sind in der Regel nach Geschlechtern getrennt. Studierende der JAMK leben erfahrungsgemäß hauptsächlich in den Studentenwohnheimen in Roninmäki oder Myllyjärvi. Beide Wohnheimareale liegen nah beieinander (ca. 5 – 10 Minuten Fußweg), unterschieden sich jedoch vollkommen voneinander. Der Unterschied liegt zum einen im Preis (Roninmäki: 202 – 242 € und Myllyjärvi: 271 - 284 €) und zum anderen an der Beschaffenheit der Einrichtung, die in Myllyjärvi besser ist, da die Wohnungen 2008 – 2009 renoviert wurden.

Ich selber habe in einer 3er WG in Myllyjärvi gelebt und monatlich 284 € an Miete gezahlt. Bad und Küche teilt man sich mit seinen beiden Mitbewohnern. Es werden immer ein Bett, Schreibtisch, Rollcontainer, kleines Regal und großer Kleiderschrank bereitgestellt. Das eigene Zimmer kann separat abgeschlossen werden und jede Wohnung verfügt über einen Balkon. In der Miete ist die Benutzung der Waschmaschinen und Trockner inbegriffen. Für deren Benutzung muss man sich über ein Portal im Internet bestimmte Zeiten buchen. In allen Gebäuden ist eine Sauna vorhanden, die nach Geschlechtern getrennt und zu bestimmten Zeiten in Betrieb ist. Gegen einen monatlichen Aufpreis kann man sich jedoch seine eigene Zeit buchen und mit Freunden in die Sauna gehen. Des Weiteren kann man sich einen Autoparkplatz und Abstellraum mieten. Vor den Wohngebäuden gibt es zahlreiche Möglichkeiten sein Fahrrad abzustellen und mehrere Gebäude teilen sich einen Grillplatz. In unmittelbarer Nähe der Wohngebäude befindet sich eine Bushaltestelle, von der Busse zu den nahegelegenen Supermärkten, in die Innenstadt und zur Hochschule fahren.

  • Sankt Petersburg
  • Hannah

Studium an der Gasthochschule

Die JAMK besteht aus mehreren Fakultäten, die innerhalb und außerhalb von Jyväskylä verteilt sind. Jeder Standort verfügt u.a. über eine Bibliothek, eine Mensa und ausreichend Computerräume.

Das finnische Wintersemester besteht aus zwei „periods“, die durch eine freie Woche ungefähr in der Mitte des Semesters getrennt sind. Bei der Kurswahl ist darauf zu achten, dass manche Fächer nur während einer „period“, andere während beiden „periods“ stattfinden.

Zu Beginn des Semesters findet eine Einführungswoche statt, bei der man Informationen rund um die Hochschule, das Studium, die Stadt etc. erhält. Außerdem muss man sich über das Internet für seine Fächer eintragen. Dabei erhält man nochmal die Möglichkeit seine Fächer zu tauschen und andere zu wählen. Ich selber habe an der „School for Business and Services Management“ studiert und mich für folgende Fächer aus dem Wahlangebot für International Business entschieden: Corporate Social Responsibility, International Marketing und Managing Across Cultures. Des Weiteren habe ich einen Finnischkurs für Austauschstudenten belegt. Die Unterrichtssprache war Englisch und nach einer gewissen Eingewöhnungsphase konnte man den Vorlesungen sehr gut folgen. Bis auf den Finnischkurs nahmen auch finnische Studenten an den Kursen teil. Das Studium an der JAMK unterscheidet sich insofern von dem am RheinAhrCampus, dass sehr großer Wert auf Mit- und Gruppenarbeiten gelegt wird. In allen Kursen fand mindestens eine Partner- oder Gruppenarbeit statt, die in Präsentationen und/oder Hausarbeiten mit abschließender Prüfung ihre Bewertung fanden. Bei den Gruppenarbeiten wurde darauf geachtet, dass in den Gruppen sowohl einheimische als auch ausländische Studenten waren. Diese Unterrichtsweise empfand ich als sehr angenehm, da sich die Endnote nicht nur aus einer Klausur am Ende des Semesters zusammensetzt und man dadurch auch besser und leichter in Kontakt mit einheimischen und ausländischen Studenten kommt. Die Professoren waren sehr bemüht und standen jederzeit persönlich oder per E-Mail offen für Fragen.

Insgesamt ist die JAMK sehr bemüht um den kulturellen Austausch und bietet aus diesem Grund beispielweise viele Vorlesungen mit diesem Schwerpunkt an und organisiert innerschulische Veranstaltungen, bei denen sich Studenten unterschiedlichster Länder bei angenehmer Atmosphäre austauschen können. Zusätzlich wird jedem Austauschstudenten schon vor Beginn des Auslandssemesters ein Tutor zugewiesen, der vor allem in den ersten Tagen behilflich ist. Dieser holt beispielsweise vor Ankunft den Wohnungsschlüssel ab, besorgt die ersten Utensilien („Survival Kit“) für das Leben in Jyväskylä, holt den Austauschstudenten vom Bahnhof/Flughafen ab und zeigt ihm, wo welche Dinge gefunden, gekauft und erledigt werden können.

  • Kortepohja
  • Lappland
  • Lappland

Alltag und Freizeit

Jyväskylä bietet den Studenten eine Vielzahl von Möglichkeiten für die Freizeitgestaltung. Angefangen mit der Natur, die mit ihren zahlreichen Seen und Wäldern zum Wandern, Pilze sammeln, Lagerfeuer machen, Grillen und Schwimmen einlädt. In der Stadt gibt es viele Sportplätze, zwei Schwimmbäder und einige Fitnessstudios, die günstig von Studenten genutzt werden können. JAMK und die Universität von Jyväskylä bieten gegen einen geringen Beitrag pro Semester ein breites Spektrum an Sportaktivitäten an, die im Winter auch in der Halle ausgeführt werden können. Die Fitnessräume der JAMK stehen den Studenten auch zur Verfügung.

Da Jyväskylä für finnische Verhältnisse eine relativ große Stadt ist und der Studentenanteil hoch ist, gibt es verschiedene Ausgehmöglichkeiten. Es gibt mehrere Diskotheken und Bars, in denen man auch Brett- und Kartenspiele spielen kann. Ob Shoppen, Kaffee trinken oder Feiern, Jyväskylä bietet alles, auch wenn dies nicht mit den Möglichkeiten in Deutschland vergleichbar ist. Viele Abende werde ohnehin von anderen Austauschstudenten organisiert und in den Wohnheimen verbracht. Es werden beispielsweise „international dinner“ oder Wohnheimpartys organisiert.

Die Gasthochschule organisiert in Zusammenarbeit mit Timetravels Reisen für die Austauschstudenten. Dabei werden viele Aktivitäten und Besichtigungen mit Guide angeboten, die man gegen einen Aufpreis buchen kann. Ich selber nahm an den Reisen nach St. Petersburg und Lappland teil. Durch das Studententicket der JAMK erhält man Rabatt auf Langstrecken mit dem Zug. Des Weiteren gibt es recht günstige Fähren von Helsinki nach Tallinn, von wo aus man mit günstigen Busverbindungen zwischen den Hauptstädten der baltischen Länder (Estland, Lettland und Litauen) reisen kann. Durch diese Möglichkeiten habe ich gemeinsam mit Freunden eine privat organisierte Reise nach Tallinn und Riga gemacht.

Fazit

Insgesamt habe ich das Auslandssemester in Jyväskylä sehr genossen und werde die Zeit mit all ihren Erfahrungen, Eindrücken und Erlebnissen niemals vergessen. In den vier Monaten habe ich nicht nur mein Englisch verbessert, sondern sowohl viel über mich selber als auch über die finnische und anderen ausländische Kulturen gelernt. Es sind gute internationale Freundschaften entstanden, die ich nicht missen möchte. Zu meinen besten Erfahrungen während des Auslandssemesters gehören definitiv die Reisen und Freundschaften, die ich in Finnland geschlossen habe. Schlechte Erfahrungen habe ich während der vier Monate keine gemacht. Die Zeit ist viel zu schnell vorbei gewesen und ich kann mir gut vorstellen noch einmal für längere Zeit ins Ausland zu gehen. Ohne Bedenken kann ich jedem den Schritt zu einem Auslandssemester empfehlen.