Anna Essing at HSE Community Games in Dublin, Ireland

Vor dem Praktikum

Ich habe im Internet Sportorganisationen in Irland recherchiert, sprich gegoogelt. Einerseits hab ich gezielt nach Sportverbänden gesucht, z.B. nach dem irischen Schwimm- oder Fußballverband. Andererseits hab ich nach allgemeinen Informationen gesucht, um auch die Organisationen zu finden, die mir nicht bekannt waren, z.B. der Gälische Sportverband oder auch die Community Games. Zu den Organisationen, die mich interessierten, habe ich eine Initiativbewerbung per Email gesandt. Eine der Bewerbungen sandte ich zu den HSE Community Games mit Sitz in Dublin, Irland. Nach einem kurzen Telefoninterview mit dem Geschäftsführer der Community Games bekam ich eine Zusage.

Ich fand es recht schwierig, interessante Sport-Organisationen in einem Land zu finden, dessen Sport-Strukturen ich nicht kannte. Daher habe ich ziemliche viele Bewerbungen geschrieben und oft gar keine Antwort oder Absagen bekommen, da die Organisationen u. a. zu klein waren oder nur ehrenamtlich arbeiteten. Weitere organisatorische Dinge mit denen ich mich vor dem Praxissemester befasst habe:

  • Bewerbung um eine Förderung durch das Leonardo da Vinci-Programm der EU - Frau Neukirchen, Sprachen/Internationales am RAC ansprechen!
  • Auslands-BaföG
  • Platz in einer Wohngemeinschaft (siehe unten)
  • Kreditkarte angeschafft
  • Auslandskrankenversicherung abgeschlossen
  • (Aufenthaltsgenehmigung und Arbeitserlaubnis sind in der EU nicht nötig

Das Praktikum

Die Community Games, 1967 in Dublin gegründet, bieten Kindern und Jugendlichen bis 16 Jahre die Möglichkeit über 30 Aktivitäten aus dem sportlichen und kulturellen Bereich nachzugehen. CG gibt es in allen 32 Grafschaften auf der gesamten Insel in über 600 „areas“. In dieser kleinsten Einheit bieten Eltern und andere Interessierte mehrere Aktivitäten an. Die Vielfalt der Aktivitäten soll nicht nur möglichst vielen Kindern ermöglichen teilzunehmen, sondern auch die Möglichkeit sich möglichst vielfältig zu entwickeln. Größte Veranstaltung der CG ist das jährliche Nationale Finale, an dem über 6000 Kinder teilnehmen, die sich über Grafschafts-Finale qualifizierten. Da neben international betriebenen Sportarten wie Fußball, Schwimmen oder Leichtathletik auch die Finalrunden in den irischen Sportarten stattfinden, hatte ich die Möglichkeit, auch die irischen Sportarten wie „Gaelic Football“ und „Hurling“ kennen zu lernen. Im Verband war ich dem Development-Officer, verantwortlich für Rekrutierung von Ehrenamtlichen, Aus- und Weiterbildung und Weiterentwicklung der Organisation unterstellt. Ich übernahm einige kleinere Projekte. So habe ich die für die CG relevanten Sportverbände und weitere Organisationen kontaktiert und mich über Ausbildungsmöglichkeiten für unsere Ehrenamtlichen informiert. Aus diesen Informationen habe ich eine Art Ausbildungskalender für die Grafschaften erstellt. Des Weiteren konnte ich einige interessante Statistiken erstellen, welche Sportart wo, wie oft angeboten wird.

Nebenbei habe ich bei der alltäglichen Büroarbeit mitgeholfen, so beispielsweise Telefongespräche entgegengenommen, aus- und eingehende Post bearbeitet, Dokumente zusammengestellt und kopiert. Auch unsere Marketing-Managerin bat mich häufig kleinere Recherchen oder andere Aufgaben zu übernehmen, wie die Betreuung ausstellender Unternehmen bei den National Finals.

Ich hatte mehrmals die Möglichkeit an Veranstaltungen und Meetings außerhalb der gewöhnlichen Arbeitszeiten teilzunehmen. Dies war meist sehr interessant für mich, da ich so die Gelegenheit hatte Ehrenamtliche kennen zu lernen und zu sehen was „an der Basis“ geschieht. Des Weiteren hatte ich die Gelegenheit zwei Lizenzen zu erwerben. So war ich die meiste Zeit ausgelastet. Das größte Arbeitsvolumen war in den Wochen vor den „National Finals“ zu bewältigen. Hier habe ich hauptsächlich dabei geholfen, die Namen und Daten der teilnehmenden Kinder in die Datenbank einzuspeisen und Ausweise auszudrucken.

Unterkunft

Der beste Weg aus dem Ausland eine Wohnung in Irland zu finden, ist die Homepage www.daft.ie. Hier werden Häuser, Wohnungen und Plätze in Wohngemeinschaften angeboten. Es ist die größte Internetplattform für Wohnungen u.ä. in Irland und kostenfrei. Wohngemeinschaften sind für internationale Studenten und Arbeitnehmer wohl die meist genutzte Unterkunftsmöglichkeit in Dublin. Ich würde immer die Möglichkeit nutzen in eine WG zu ziehen. Zum einen weil die Wohnungspreise in Dublin in den letzten Jahren um 300% (soweit man den Medien Glauben schenken darf) gestiegen sind und – auch wenn sich der Wohnungsmarkt zur Zeit beruhigt – extrem hoch sind und zum anderen, weil es einen gute Möglichkeit ist Leute kennen zu lernen. Ganz besonders weil sich oft verschiedne Nationen ein Haus teilen. Meine Empfehlung ist es, sich zuerst zu informieren welche Bus- oder LUAS-Linie (Straßenbahn in Dublin) zur Arbeitsstelle fährt und sich entlang der Buslinie bei den Wohngemeinschaften zu „bewerben“. Die meisten Busse fahren nämlich nur in die Innenstadt und es ist schwierig von einem außerhalb gelegenen Stadtteil in den nächsten zu gelangen. Man kann außerdem festhalten, dass der Wohnstandard in Irland nicht so hoch ist wie in Deutschland. Ich hatte Glück, dass das Reihenhäuschen, dass ich mir mit einem jungen, polnischen Architekten und zwei französischen Studenten teilte, idealerweise nur 10-Fahrrad-Minuten von meiner Arbeitsstelle entfernt lag.

Soziales Umfeld

Ich hatte sehr nette und geduldige Arbeitskollegen, habe dennoch selten in der Freizeit etwas mit ihnen unternommen. Das Team war sehr jung, die beiden Kollegen in meinem Büro waren genauso alt wie ich. Das Arbeitsklima war sehr angenehm. Nicht nur bei den Community Games, sondern im ganzen Gebäude, dem „Sport Headquarters“, in dem mehrere Sportorganisationen ihren Sitz hatten. Durch gemeinsame Mittagspausen hatte ich so auch die Möglichkeit vom Alltag in den anderen Verbänden zu erfahren.

Die Iren sind nicht nur unwahrscheinlich freundlich und höflich, sondern Ausländern gegenüber auch recht aufgeschlossen. Ich habe nur wenige kritische Stimmen gehört, die mit der sehr hohen Ausländerquote in Dublin unzufrieden waren. Wer Leute kennen lernen möchte, dem würde ich unbedingt empfehlen sich nach Sportvereinen oder Sprachschulen zu erkundigen und diese ggf. vorher schon mal anrufen (auf emails wird nicht immer geantwortet), ob es Möglichkeiten gibt dort teilzunehmen. Außerdem bietet Dublin jegliche Art von Unterhaltung mit hunderten Pubs mit und ohne traditioneller Musik, zig Kinos, vielen Theatern, Museen und anderen „tourist attractions“ und Veranstaltungen unterschiedlichster Art, so z.B. Sankt-Patricks-Day, die Weltmeisterschaft der Straßenkünstler, lange Nacht der Museen, Kultur-Wochen, Sportveranstaltungen im nationalen Stadion „Croke Park“, Volksläufe. Auch an Freizeit mangelt es meist nicht. Da in vielen irischen Unternehmen die Mittagspause zur Arbeitszeit gehört, verkürzt sich so die Arbeitszeit auf angenehme 7 Stunden und fängt oft auch nicht vor 9 Uhr morgens an.

Weiterempfehlung der Praktikumsstelle

Ich hatte mir erhofft, noch ein oder zwei größere Projekte mehr zu bekommen. Allerdings muss ich zugeben, dass der Arbeitsalltag in Englisch zunächst schwieriger zu bewältigen war, als ich erwartet hatte. Auch wenn meine Arbeitskollegen mit meinen Englischkenntnissen zufrieden waren, hatte ich doch gelegentlich bei Telefonaten oder Meetings Probleme alles zu verstehen.

Meine Englischkenntnisse haben sich verbessert. Ich würde allerdings empfehlen, einen Auslandsaufenthalt von mindestens 6 Monaten zu planen, da ich persönlich erst nach 4 oder 5 Monaten das Gefühl hatte, dass sich Erfolge einstellten.

Die Community Games haben immer einen internationalen Praktikanten, schreiben die Stelle aber nie aus, da sie ausreichend Initiativbewerbungen bekommen. Ich kann es empfehlen bei den Community Games ein Praktikum zu machen, da die Kollegen sehr nett sind und geduldig, wenn man nicht alles versteht. Ggf. sollte man vorher erwähnen, dass man mehrere Projekte selbstständig bearbeiten möchte und evt. auch selber Vorschläge machen. Den Zeitpunkt für das Praktikum würde ich immer so wählen, dass man mindestens eines der „National Finals“ im Mai oder im August miterlebt.

Wer bei den Community Games ein Praktikum machen möchte oder Fragen zu einem Aufenthalt in Irland hat, kann sich gerne bei mir melden!

Anna Essing