„Die Überlebenden sind die Ausnahme“

Ausstellung am RheinAhrCampus noch bis zum 24. November geöffnet

Remagen. Schon seit Ende September hat der RheinAhrCampus sein Foyer für die Ausstellung „Die Überlebenden sind die Ausnahme. Der Völkermord an den Sinti und Roma.“ geöffnet. Die Wanderausstellung ist noch bis zum 24. November zu sehen. Sie steht im engen Zusammenhang mit der zurzeit stattfindenden Themenwoche am Campus und macht auf den Tag der Demokratie am 18. November aufmerksam.

"Die Überlebenden sind die Ausnahme" wurde im Rahmen des Landauer Modellprojektes vom Verband Deutscher Sinti – Landesverband Rheinland-Pfalz – entwickelt und gestaltet. Auf vierundzwanzig großformatigen Tafeln wird hier der planmäßig vollzogene Völkermord an Sinti und Roma in der Pfalz dokumentiert.

Das Völkermordgeschehen wird nicht nur anhand von Fotos und Dokumenten der Verfolger dargestellt, sondern die leidvollen Erfahrungen und Erinnerungen stehen im Mittelpunkt. So sind die Überlebenden die eigentlichen Erzähler und Gestalter dieser Ausstellung.

Ein zweiter, wesentlicher Aspekt macht diese Ausstellung zu etwas Besonderem: Ausgangspunkt ist das historische Geschehen in der südlichen Pfalz, die nicht nur seit Jahrhunderten die Heimat vieler Sinti ist, sondern auch ein Hauptort der Erfassung und Selektion durch die „NS-Rassebiologen" war. Die Pfälzer Sinti zählten im Mai 1940 zu den Opfern der ersten großen familienweisen Deportation in die Arbeits- und Konzentrationslager im besetzten Polen. Als sie in die ordnungsgemäß bereitgestellten Waggons der Reichsbahn gepfercht wurden, waren sie allein. In Deutschland erhob sich keine Stimme des Protestes, auch nicht von den Kirchen.

Sinti und Roma leben in Deutschland seit über 600 Jahren; in vielen Städten und Gemeinden waren sie seit Generationen ansässig gewesen. Die mit dem Beginn des "Dritten Reichs" begonnene Aussonderung und Entrechtung beendete dieses bis dahin selbstverständliche Leben von Sinti und Roma als deutsche Bürger.

Unter ihnen gibt es keine Familie, die von dem damaligen Morden nicht betroffen ist. Eine halbe Million Sinti und Roma wurden getötet. Die Erinnerungen sind für die Überlebenden gegenwärtig. Richard Reinhard, dessen Familie in den Gaskammern umgekommen ist sagte: "Ich habe verziehen, aber nie wieder darf geschehen was damals in Deutschland geschehen ist."

Jacques Delfeld, Vorsitzender des Verbandes Deutscher Sinti, betont die Botschaft der Ausstellung: "Dem Hass widerstehen und für die Würde des Menschen eintreten". Dies ist gerade heute, in einer Zeit, in der gewaltbereiter Rassismus wieder um sich greift von besonderer Bedeutung.

 

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