Campus veranstaltet vielfältige Aktionen

Ein Resümee zu Austellung, Themenwoche und Tag sowie Lauf der Demokratie

  • Mitarbeiter der Hochschule Koblenz sowie der Präsident der Hochschule (2.v.r.) auf dem remagener Marktplatz an der Leonardo Brücke.

  • Läufer des "Laufs der Demokratie"

Remagen. Seit vielen Jahren passiert es einmal im Jahr genau vor den Toren des RheinAhrCampus: Rechtsradikale ziehen Ende November vorbei am Campus in Richtung „Schwarze Madonna“. Die Kapelle, die an die Rheinwiesenlager in Remagen und der näheren Umgebung erinnern soll, ist das alljährliche Ziel der Rechten.
Dem RheinAhrCampus bleibt an diesem Tag nichts Anderes übrig, als den Hochschulbetrieb zu unterbrechen, das Gebäude aus Sicherheitsgründen zu schließen und den Demonstranten den Weg zu ihrem Ziel freizugeben. Seit Jahren wird bereits versucht, zumindest mit einer entsprechenden Plakatierung der Hochschule zu verdeutlichen, dass diese sich ausdrücklich für eine vielfältige und friedliche Gesellschaft einsetzt und sich gegen Rassismus und Faschismus ausspricht. Insbesondere in diesem Jahr konnten schon im Vorfeld zum Aufmarsch am 12. November Aktionen am Campus Aufmerksamkeit gewinnen:

Seit Ende September hatte der RheinAhrCampus sein Foyer für die Ausstellung „Mitbürger unter Vorbehalt – Remagener Juden zwischen Anerkennung und Vernichtung“ geöffnet. Die Ausstellung ist eine Initiative des Bündnisses für Frieden und Demokratie Remagen, unterstützt von der katholischen Pfarrreiengemeinschaft Remagen und finanziert vom Lokalen Aktionsplan der Bundesrepublik Deutschland. Die Ausstellung verdeutlicht, dass an der planmäßigen Vernichtung der Juden nicht nur die beteiligt waren, die sie planten und organisierten, sondern auch alle, die sie unterstützten und duldeten. Bis zum Ende der Ausstellung in dieser Woche waren nicht nur Studierende unter den Besuchern gewesen. Immer wieder fanden auch Externe den Weg an den Campus um die Exponate zu betrachten.

Um Studierende und Mitarbeiter des Campus für den Grund des Aufmarschs der Rechten und vor allem für das Thema Vielfalt im Vorfeld zu sensibilisieren, organisieren Mitarbeiter seit 2015 eine Themenwoche mit wechselnden Programmpunkten und Inhalten.
In diesem Jahr drehte sich alles um das Thema „On the Move“. Abschied, Flucht, Ankommen, Unterwegs sein, Heimat verlassen und finden sollten die Ankerpunkte der Woche sein. Das vielfältige Angebot welches in den Mittagspausen am Campus und in den Abendstunden in der Baracke, der Studierendenkneipe in der Remagener Innenstadt, geboten wurde, wurde insgesamt gut angenommen. Neben einem Trommelworkshop, den der Remagener Walter Rick am Campus gab und einer Lesung des Kölner Schriftstellers Peter Finkelgrün, der von seinem bewegten Leben mit Vertreibung und Flucht berichtete, hatte auch Dr. Laurent Borgmann, Leiter des Bereichs Sprachen/Internationales am Campus ein besonderes Event. Er lud zum Rückblick in die bereits gelaufenen Aktionen für und mit Flüchtlingen am Campus ein. Etwas mehr als 60 Gäste waren an diesem Mittag an den RheinAhrCampus gekommen. Mitarbeiter der Hochschule, Studierende, Flüchtlinge, Ehrenamtliche und Mitarbeiter der Stadt Remagen resümierten die Arbeit mit Geflüchteten am Campus. „Wir sollten tatsächlich auch nicht vergessen, hier mal in großem Kreise etwas zu feiern, denn einige von den Neuankömmlingen von vor einem Jahr haben sich ja wirklich gut eingelebt und bringen ihre Ideen jetzt schon aktiv am RheinAhrCampus in Veranstaltungen mit ein“, sagte Maria Müller, Vorstandsmitglied der Ökumenischen Flüchtlingshilfe Rhein-Ahr, die schon etliche Flüchtlinge an den RheinAhrCampus vermittelt hat. „Es ist wichtig, uns durch die bunten Bilder und Berichte von Geflüchteten, Studierenden und Ehrenamtlern einige wichtige Momente unserer Arbeit mit Geflüchteten wieder in Erinnerung zu rufen und gleichzeitig zu überlegen, was wir im nächsten Jahr erreichen wollen“ resümierte Dr. Borgmann.

Im Laufe der Woche entstand im Innenhof des Campus eine Leonardo-Brücke die durch die Remagener Künstlerin Rosmarie Feuser erstellt und betreut wurde. Studierende konnten ihre Gedanken zum Thema „On the Move“ auf Papier bringen und an die Brücke binden. Aber auch ausländische Währungen, Gebäck oder andere Erinnerungen an die persönliche „On the Move“-Erfahrung fanden einen Platz an dem Holzgebilde, dass sich ohne einen einzigen Nagel selbst trägt. An drei Abenden dieser Woche zeigte der AStA in der BaRACke Filme zu den Themen Flucht, Migration und Mobilität. Ein weiteres Event wurde durch das Sportforum organisiert: Der aus dem Iran geflüchtete Sportfunktionär und nun in Remagen lebende Morteza Salimi berichtete über seine Erfahrungen in seinem Herkunftsland und in Deutschland.

Eine Zusatzveranstaltung Anfang November zum Thema „Wirtschaftliche Konsequenzen der Zuwanderung und Integrationsabgabe“ mit Prof. Dr. David Stadelmann von der Universität Bayreuth schloss die Themenwoche offiziell und zog nochmal ein besonders interessiertes Publikum, auch aus Politik und Wirtschaft, in das Audimax des Campus. Prof. Stadelmann zeigte anhand verschiedener Migrationsströme, dass die Konsequenzen auf die Arbeitslosenquote und andere volkswirtschaftliche Kenngrößen gering sind. Unter anderem sprach er auch darüber, eine Abgabe der Flüchtlinge zu fordern. Anstatt den Schleppern mehrere tausende Euro zu zahlen, könnte dieses Geld für eine legale Einreise nach Deutschland und ein entsprechendes Visum eingesetzt werden. Stefan Gustav von der Koblenzer Handwerkskammer und auch die ehemalige rheinland-pfälzische Wirtschaftsministerin Eveline Lemke diskutierten an diesem Abend mit.

Am 12. November, dem Tag der Demokratie, fand die in der Themenwoche gestaltete Leonardo Brücke auf dem Remagener Markt wieder einen Platz. Mitarbeiter der Hochschule und Künstlerin Rosmarie Feuser gaben Besuchern des Tages die Möglichkeit, die eigenen persönlichen Gedanken anzubringen und die Brücke so zu erweitern. Auch der rheinlandpfälzische Innenminister Roger Lewentz erweiterte die Brücke mit einem Beitrag. Parallel startete im Innenhof des RheinAhrCampus der erste Lauf der Demokratie. Erstmals hatten Studierende einen Staffellauf organisiert an dem über 70 Läufer teilnahmen. Diese Aktion sollte die Aufmerksamkeit weg von dem gleichzeitig stattfindenden Trauermarsch der Rechtsradikalen, hin zu dem bunten Gegenzeichen der Studierenden lenken.

Auch wenn die Laufroute kurzzeitig mit der der Linken kollidierte, kann das Event als Erfolg verbucht werden: „Für uns ging es um den Spaß und um das Zeichen für Demokratie und Zusammenhalt“, so Marvin Stravs einer der an der Organisation beteiligten Studierenden.

Für 2016 zieht der RheinAhrCampus ein sehr positives Fazit: „Wir freuen uns, dass alle unsere Aktionen auf so großen Zuspruch gestoßen sind und werden auch im nächsten Jahr wieder ein buntes Vorabprogramm und auch entsprechende Aktionen am Tag der Demokratie planen“ resümiert Prof. Dr. Magdalena Stülb, die an der Organisation der Themenwoche und des Hochschulstandes in der Innenstadt am Tag der Demokratie beteiligt war.