BikeWash zur Integration

Studierende des RheinAhrCampus Remagen gründen im Seminar „International Business Simulation“ eine Firma mit Flüchtlingen

  • v.l.n.r. Christoph Schmitz, Dr. Laurent Borgmann, Studierende und Flüchtlinge nach der Aufräumaktion für den Remagener BikeWash. Bild: Patrick Adolphs

Remagen. Dass Fachhochschulen praxisorientiert sind, ist weitläufig bekannt. Im Seminar „International Business Simulation“ am RheinAhrCampus Remagen wird dieser Grundsatz jedoch besonders konsequent umgesetzt: In diesem Semester gründeten 20 Studierende der Betriebswirtschaftslehre im Rahmen des Seminars von Dr. Laurent Borgmann eine eigene Firma. Ihre Organisation „Bridge“ (deutsch: „Brücke“) plant unter dem Motto „Connecting Cultures“ im Laufe dieses Semesters eine Reihe von unterschiedlichen Projekten und Festen für und mit Flüchtlingen aus Remagen und der Region. Das Ziel der simulierten Firma lautet: “Wir sind eine Non-Profit-Organisation mit dem Zweck, Menschen verschiedener Hintergründe und Kulturen in einer Umgebung gemeinsamer Interessen, Aktivitäten und Bildungsmöglichkeiten zusammen zu bringen”.

Am vergangenen Montag ging es mit dem ersten Projekt raus aus der Hochschule und rein in die Praxis: „Bridge“ hatte sich und seine Aufgabenfelder bereits eine Woche zuvor Christoph Schmitz, Mitarbeiter des „Kinderhofs“ in Remagen, vorgestellt. Gemeinsam mit ihm putzten und räumten etwa 15 Studierende zusammen mit fünf Flüchtlingen und sechs Remagener Bürgern am Montagnachmittag die alte Werkstatt in der Grabenstraße um. Der Grund dafür: Schmitz hatte den internationalen Studierenden und Flüchtlingen eine Lokalität zur Verfügung gestellt, um dort ein „BikeWash“ zu organisieren. Die Räume mussten dafür zuvor hergerichtet werden, damit Schmitz mit den Flüchtlingen und den Studierenden des RheinAhrCampus Fahrräder waschen und kleinere Reparaturen durchführen konnte. Dabei sollte dann bei der Arbeit von- und miteinander gelernt werden. Die Flüchtlinge sollen so durch regelmäßige Aktivitäten integriert werden und sich hierdurch für den deutschen Arbeitsmarkt qualifizieren.

"Alles war in der Vorbereitung viel realer als ich mir das vorgestellt hatte“, berichtet Schmitz. In dem Seminar „International Business Simulation“ wird eigentlich gar nicht simuliert, wie der Titel vermuten lässt. „Es gibt eine reale Firmenhierarchie, sogar ein Organigramm wurde mir vorgestellt“, so Schmitz.

Die Idee zum „BikeWash-Projekt“ stammt vom Seminarteilnehmer Patrick Minnig. Aber auch wenn sein Projekt bisher das auffälligste war, weil es die Grabenstraße an einem wunderschönen Maiabend um einen Workshop und eine anschließende internationale Grillparty bereicherte, ist dieses Projekt nicht das einzige, was die Firma „Bridge“ in den nächsten Wochen umsetzen wird: Die Studierendengruppe um Laurent Borgmann wird noch gemeinsame internationale Essens- und Musikfeste sowie ein internationales Fußballspiel veranstalten.

Yelizaveta Siryayeva, Austauschstudentin aus Aserbaidschan, die im Rahmen des Seminars die Unternehmensleitung von „Bridge“ übernommen hat, vergleicht ihre Arbeit im Unternehmen mit einer Reise auf einem Schiff. Jedes Teammitglied muss auch bei rauer See immer wieder unbekannte Gebiete durchkreuzen. So haben die Studierenden gelernt, Meetings zu planen, sich selbst zu organisieren, Führungspositionen auszuüben und unter Zeitdruck wichtige Entscheidungen zu treffen. Und wenn auf einem Schiff nicht alle Crewmitglieder Hand in Hand zusammenarbeiten, gehen sie gemeinsam unter.

Abdullah Alakozai, Flüchtling aus Afghanistan, der erst im Oktober nach Deutschland kam, aber jetzt schon hier zum Gymnasium geht, brachte es auf den Punkt: "Ich bin so froh über all meine gesammelten Erfahrungen am RheinAhrCampus. Und natürlich bin ich auch auf all die kommenden "Schiffsreisen" im realen deutschen Leben gespannt".

An solch einem Projekt mitzuarbeiten, ist für die Studierenden des Seminars und die Flüchtlinge eine Lernreise, deren Erfahrungen sicher noch weit über das Semesterende hinausgehen und ihnen viele neue Freundschaften an Rhein und Ahr bescheren wird.