Weiterbildung „Soziale Arbeit mit Flüchtlingskindern“ – Erfolgreicher Abschluss der ersten Kursgruppe

Im vergangenen Jahr kamen so viele minderjährige Geflüchtete nach Deutschland wie nie zuvor, viele davon unbegleitet. Diese besonders schutzbedürftige Gruppe stellt eine große Herausforderung für alle beteiligten Akteure dar. Um auf die komplexe Berufspraxis der sozialen Arbeit mit Flüchtlingskindern vorzubereiten, hat das Institut für Forschung und Weiterbildung des Fachbereichs Sozialwissenschaften der Hochschule Koblenz in Kooperation mit dem Ministerium für Integration, Familie, Kinder, Jugend und Frauen Rheinland-Pfalz und PROAsyl eine berufsbegleitende Weiterbildung für Fachkräfte entwickelt. Dabei wird die Gesamtheit der sozialpädagogischen Konzepte, rechtlichen Rahmenbedingungen und traumapädagogischen Ansätze berücksichtigt. Im ersten Durchgang erhielten nun 21 Teilnehmerinnen und Teilnehmer das Zertifikat der Weiterbildung „Soziale Arbeit mit Flüchtlingskindern“.

Die beiden wissenschaftlichen Leiter der Weiterbildung, Prof. Dr. Kurt-Peter Merk und Peter-Erwin Jansen, M.A. Philosophie (LfbA), gratulierten den Absolventinnen und Absolventen. „Ich freue mich sehr, dass Sie als erster Durchgang nun erfolgreich den Abschluss geschafft haben“, sagte Merk, „aber darauf ausruhen können Sie sich nicht. Die ständigen Änderungen bezüglich der Rechtslage erfordern, dass Sie konsequent auf dem neuesten Stand bleiben.“ Unbegleitete Minderjährige seien eben nicht einfach nur Klientinnen und Klienten der Sozialen Arbeit, sondern gleichzeitig in ihrem Leben bestimmt von einem komplizierten Rechtssystem aus Sicherheits-, Asyl- und Sozialrecht. „Ein Vormund für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge muss auf verschiedenen Rechtsgebieten agieren, mit denen der soziale Bereich sonst keine Schnittstellen hat. Deshalb ist die gründliche Weiterbildung in diesem Bereich so wichtig“, erläuterte Merk.

Jansen lobte das Engagement und die hohe Beteiligung der Teilnehmenden: „Dieses Pilotprojekt zur sozialen Arbeit mit Flüchtlingskindern ist sehr gut gelungen – nicht zuletzt weil wir mit Ihnen als Teilnehmende eine sehr aktive Gruppe hatten.“ Dies sei auch auf die vielseitigen Berufserfahrungen der Absolventinnen und Absolventen sowie auf deren hohe Eigenmotivation zurückzuführen, die Inklusion von Geflüchteten und den dafür erforderlichen gesellschaftlichen Veränderungsprozess lebendig mitzugestalten. „Bewusst spreche ich von Inklusion, denn gegenüber dem Begriff Integration verschiebt dies den Blickwinkel weg von einem reinen Anpassungsappell hin zur Problematik der gesellschaftlichen Rahmenbedingungen, etwa in Bildung und Wirtschaft“, fügte Jansen hinzu.

Praktische Erfahrungen brachten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus verschiedenen Berufsbereichen mit. „Dennoch gibt es eine Gemeinsamkeit: viele von uns leisten Koordinations- und Netzwerkarbeit. Als Sozialarbeiterin betreue ich zum Beispiel eine Wohngruppe minderjähriger Flüchtlinge und muss dabei verschiedenste Akteure im Blick haben – vom Dolmetscher über die Schule bis zum Jugendamt“, so eine Absolventin. Ihre Kurskollegin, die als Schulsozialarbeiterin tätig ist, ergänzt: „Auch in meiner Position leiste ich viel Koordination. Der wichtigste, für meine Arbeit absolut unumgängliche Teil dieser Fortbildung waren für mich dabei die Rechtsgrundlagen. Man muss ständig die Änderungen im Blick haben und auch wissen, welche Aspekte noch gar nicht geregelt sind.“

Für die Weiterbildung an der Hochschule Koblenz konnte ein interdisziplinäres Team von Dozentinnen und Dozenten aus Wissenschaft und Praxis gewonnen werden, das sowohl die Bereiche Sozialpädagogik, Sozialarbeit, Migrationssoziologie und Pädagogik als auch die Themenfelder Recht und Traumabearbeitung abdeckt. So erwerben die Teilnehmerinnen und Teilnehmer nicht nur Kenntnisse im Aufenthalts- und Asylrecht, sondern auch psychologische Grundlagen und die nötige interkulturelle und sozialwissenschaftliche Kompetenz. In den Praxisgrundlagen erhalten sie auch Hilfestellungen zur Reflexion der eigenen Rolle, zu Nähe-Distanz-Fragen und den Grenzen der eigenen Zuständigkeit sowie zum Umgang mit Freiwilligen, unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen oder Flüchtlingen in medizinischen Notlagen.

Zulassungsvoraussetzungen für die Weiterbildung sind ein qualifizierender Hochschulabschluss in den Bereichen Soziale Arbeit, Pädagogik, Psychologie oder Soziologie, alternativ ein Fachschulabschluss und/oder entsprechende Praxiserfahrung sowie eine Bewerbung mit beruflichem Lebenslauf. Kern der Weiterbildung sind fünf eintägige Module, welche sich, ergänzend zu den Online-Modulen und dem verpflichtenden Selbststudium, über fünf Monate erstrecken. In diesem Zeitraum finden außerdem zwei Gruppensupervisionen statt, in denen sich die Seminarteilnehmerinnen und -teilnehmer im virtuellen Klassenraum treffen und austauschen können. Das Seminar schließt mit einer Präsentation ab.

Der zweite Kursjahrgang läuft bereits und erreicht im November seinen Abschluss. Aufgrund des hohen Bedarfs soll bald der ein weiterer Durchgang starten. Der Anmeldestart wird online bekannt gegeben unter:

www.hs-koblenz.de/soziale-arbeit-mit-fluechtlingskindern