Industrie 4.0 trifft Arbeitsschutz 4.0 - Virtuelle Arbeitsplatzanalysen auf der Hannovermesse 2018

Industrie 4.0 und Arbeiten 4.0 sind eng verknüpft mit dem Wunsch nach wirtschaftlichem Fortschritt und Wettbewerbsfähigkeit. Zunehmende Digitalisierung und Vernetzung haben aber auch Auswirkungen auf Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit. Gleichzeitig bieten sie dem Arbeitsschutz ganz neue Möglichkeiten, eventuelle Belastungen am Arbeitsplatz zu untersuchen, zu mindern oder ganz zu vermeiden. Wie und ob ergonomische Haltungsanalysen in einer virtuellen Arbeitsumgebung auf die Praxis übertragbare Ergebnisse liefern, demonstrieren die Hochschule Koblenz und das Institut für Arbeitsschutz der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (IFA) im Rahmen der diesjährigen Hannovermesse vom 23. bis 27. April auf dem Gemeinschaftsstand der Wissenschaftsregion Bonn in Halle 2, Stand B43.

„Virtuelle Realität (VR) ist dabei von besonderem Interesse, denn sie macht Untersuchungen überall dort möglich, wo Vor-Ort-Analysen den Arbeitsablauf stören oder Gefahren für die Beschäftigten bedeuten. Aber auch wenn Arbeitsplätze und -verfahren noch im Planungsstadium sind und von vornherein sicher und gesund gestaltet werden sollen“, sagt Professor Dr. Ulrich Hartmann, Projektleiter am RheinAhrCampus der Hochschule Koblenz im Fachbereich Mathematik und Technik. Gemeinsam mit dem IFA untersucht die Hochschule aktuell, ob sich virtuelle Arbeitsumgebungen eignen, um Haltungsanalysen an Kommissionier-Arbeitsplätzen erfolgreich durchzuführen. Das Ziel: Muskel-Skelett-Belastungen der Beschäftigten vermeiden.

Das Projekt können Besucher und Besucherinnen der Hannovermesse live erleben und selbst in die virtuelle Arbeitsrealität eintauchen. Professor Dr. Rolf Ellegast, stellvertretender IFA-Leiter: „Bisher haben wir unser Mess-System für die Körperhaltungsanalyse ausschließlich an realen Arbeitsplätzen eingesetzt und tatsächlich während der produktiven Arbeit gemessen. Alternativ haben wir auch schon mal Arbeitsplätze im Labor aufwändig nachgebaut.“ Zeige sich, dass die VR-Variante mit den Praxismessungen vergleichbare Ergebnisse liefert, wäre das nicht nur eine erhebliche Arbeits- und Zeitersparnis für die Forschenden. Sie entlaste dann auch die Betriebe, in denen sonst Messungen stattfinden müssten.

Muskel-Skelett-Beschwerden verursachen jährlich etwa ein Viertel aller krankheitsbedingten Fehlzeiten an Arbeitsplätzen in Deutschland. Damit sind sie auch in Zukunft eine der großen Herausforderungen für den Arbeitsschutz – und für die Leistungsfähigkeit der Wirtschaft. Hartmann: „Können wir zeigen, dass virtuelle Realität für solche Messungen funktioniert, sind in Zukunft viele andere VR-Untersuchungen zu Arbeitsschutzthemen denkbar!“